Wie hat sich die Initiative „Sou schmaacht Lëtzebuerg“ entwickelt?
Die Landwirtschaftskammer kümmert sich seit Jahrzehnten um die Förderung und Promotion von Lebensmittelprodukten aus unserer Landwirtschaft, aus dem Garten- und Weinbau, und ist Träger vom bestbekannten Label „Produit du terroir“. Die logische Folge dieses Labels ergab mit „Sou schmaacht Lëtzebuerg“ eine mit starker Unterstützung des Landwirtschaftsministeriums betriebene Initiative zur Förderung der Verwendung unserer Produkte, maßgeblich im Horesca-Bereich bzw. der öffentlichen Restauration. Eine Konvention verpflichtet die Beteiligten dazu, jede Woche zu einem gewissen Anteil Erzeugnisse unserer Produzenten zu verwenden und die entsprechenden Gerichte auf ihrer Menükarte gut sichtbar zu kennzeichnen. Die 2009 gestartete Initiative beweist täglich ihre Berechtigung und wird von über 170 Betrieben getragen. Die Betreuung des Programms liegt in den dynamischen Händen von Frau Ghislaine Soisson und begreift sowohl die Vermittlung zwischen Angebot und Nachfrage wie auch eine angemessene Werbebegleitung. Auch die Internetplattform von „Sou schmaacht Lëtzebuerg“ wird ständig verbessert.
Wie hat sich die Pandemie auf den Landwirtschaftssektor ausgewirkt? Haben die staatlichen Hilfen ausgereicht?
Auch der landwirtschaftliche Sektor war von der Krise zum Teil heftig betroffen. Der Gemüsebau musste im Frühjahr 2020 um seine Erntehelfer bangen, die Pferdepensionsbetriebe und Schulbauernhöfe erlebten turbulente Monate mit stark eingeschränkter Aktivität. Besonders jedoch die Schweinehalter mussten infolge der durcheinandergewirbelten internationalen Märkte harte Rückschläge hinnehmen. Auch die Rindfleischproduzenten haben stark unter den Schließungen der Horesca-Betriebe gelitten, und sie leiden immer noch darunter. Die von der Regierung aufgelegten Hilfsprogramme konnten nur ansatzweise die Not lindern oder gingen sogar ganz an den Produktionsbetrieben vorbei. Obschon es kein Trost ist: Wir müssen anerkennen, dass es in unserer Wirtschaft Bereiche gab, die noch viel stärker von der Coronakrise betroffen waren. Generell hat sich die Wichtigkeit von einer funktionierenden, flächendeckenden landwirtschaftlichen Produktion schlagartig in Erinnerung gerufen. Im öffentlichen Diskurs müssen die nötigen Schlussfolgerungen gezogen werden!
Spüren die Landwirte bereits Auswirkungen vom Anfang dieses Jahres angepassten Agrargesetzes?
Das Anfang 2021 verabschiedete Agrargesetz hat einige Anpassungen gebracht. Für belastbare Schlussfolgerungen ist es noch zu früh, doch werden die angepassten Fördermaßnahmen bereits kräftig in Anspruch genommen. Mit der Ausarbeitung des nationalen Strategieplanes wird sich in naher Zukunft eine wichtige Gelegenheit zur Ausrichtung der nationalen Agrarpolitik ergeben.
Im Interview, das gestern im „Luxemburger Wort“ zu lesen war, hat Landwirtschaftsminister Romain Schneider unterstrichen, dass die sozialen Aspekte des Landwirtschaftsberufes zu den Prioritäten gehören. Ist es heute rentabel, den Beruf des Landwirts zu betreiben? Was müsste aus Ihrer Sicht geschehen?
Ein weites Feld! Die Entscheidung, Landwirt, Winzer oder Gärtner zu werden, geschieht selten aufgrund von ökonomischen Erwägungen. Unser Sektor wird von waschechten Idealisten getragen, weit mehr als in anderen Bereichen! Für die Zukunft jedoch muss sich die Politik unbedingt vermehrt um soziale Aspekte kümmern. Der allgegenwärtige Kostendruck, der auf unseren Betrieben lastet, verursacht Spannungen und schadet der Attraktivität. Wenn unsere Landwirtschaft resilient, also zukunftsfähig bleiben soll – und sie muss es bleiben! -, dann muss die Gesellschaft ihr den Bewegungsraum erhalten, den sie braucht. In der Hauptsache sind das der gesicherte Zugang zum fruchtbaren Boden, die Begleitung der Modernisierungsmaßnahmen sowie die korrekte Vergütung von erbrachten Umweltleistungen. Auch hochentwickelte Länder wie Luxemburg brauchen die Landwirtschaft, schließlich ernährt sie uns alle! Claude François