Advertorial

Ein Ort mit Geschichte

Zeitreise durch die Gemeinde Petingen

Ob „Prënzebierg“, „Giele Botter“ oder „Tëttëlbierg“: die südliche Region der Gemeinde Petingen ist geschichtsträchtig. Fotos: Claude Piscitelli

Es ist noch recht kühl an diesem Frühlingsmorgen. Wie kleine Glasperlen liegt der Tau noch auf den von Moos umschmiegten Hügeln dieses paradiesischen Ortes. Der weiche Waldboden verschluckt jeden meiner Schritte. Mich umgibt nichts als Stille – gelegentlich unterbrochen durch ein leises Rascheln im Unterholz.Allein bin ich hier oben, auf den Anhöhen des Petinger Prinzenbergs, nicht. Auch wenn sich um diese Uhrzeit noch kein anderes Lebewesen wirklich blicken lassen möchte.Doch schon bald werden sich die ersten warmen Sonnenstrahlen durch das dichte Laub der urigen Bäume hindurchkämpfen. Dann wird sich die Feuchtigkeit wie ein sanfter Schleier gen Himmel erheben und Platz schaffen für alles, was kreucht und fleucht.

Zurück zu den Wurzeln...

In südlicher Richtung wird der Wald allmählich lichter und gibt den Blick frei auf ein von Menschenhand aus dem rötlichen Felsen geschlagenes Plateau, an dessen Fuß sich der Eingang eines stillgelegten Tagebaus befindet.

Die Gegend rund um den „Giele Botter“ ist geschichtsträchtig. Noch bis vor etwa 60 Jahren prägten schwerste Bergbaumaschinen die hiesige Landschaft und beförderten rund um die Uhr das einst so kostbare Eisenerz hinauf. Heute hat sich die Natur den Ort wieder zu eigen gemacht. Trotz, oder vielleicht gerade wegen seiner Vergangenheit konnte sich hier in den letzten Jahrzehnten eine ganz besondere Vegetation entwickeln. Etwa 20 verschiedene Orchideenarten gedeihen hier rund um die einstige Mine – ein wahres Eldorado für Bienen, Falter und ihre Artgenossen.

Aber auch die Wesen der Nacht haben sich diese „neuen“ Begebenheiten zu Nutzen gemacht. Tagsüber bietet der riesige, mit dicken Metallstreben verschlossene Schacht Fledermäusen einen sicheren Unterschlupf, bevor sich diese nach Anbruch der Dämmerung an dem vielfältigen Büffet, das sich ihnen in dem heutigen Naturschutzgebiet bietet, ergötzen.

... und noch viel weiter

Aber die Spuren der bedeutungsvollen Industriegeschichte unseres Landes sind nicht die einzigen Zeitzeugen, die sich mir hier oben offenbaren. Denn das Abtragen von so vielen Gesteinsschichten förderte Tausende uralte Schätze zu Tage: Fossilien! Ihre raue, weißliche Oberfläche sticht aus dem roten Untergrund auffällig heraus. Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich mich als Kind jedes Mal wie eine wahre Archäologin fühlte, wann immer ich eine dieser Teufelskrallen zwischen die Finger bekam.

Es zieht mich weiter südwestlich. Die Vegetation wird wieder dichter, ich entscheide mich für einen schmaleren Pfad durch den Wald. Die Sonne steht nun schon hoch über den Baumwipfeln und Vogelgezwitscher begleitet mich zu einer weiteren Lichtung – und einem weiteren historischen Ort: dem Titelberg Oppidum.

Das Plateau des Titelbergs wirkt heute Morgen verschlafen. Die Überreste einer keltischen Siedlung sowie eines gallorömischen Vicus inklusive Befestigungsmauer deuten aber darauf hin, dass es eine Zeit gab, in der es hier nicht ganz so ruhig zuging, wie bei meinem Besuch. Auch, wenn das schon etwas länger her ist. Denn manche der Funde gehen bis ins Jahr 30 v. Chr. zurück, etwa fünf Jahrhunderte lang war die Siedlung bewohnt. Und wer sich die Lage der Mauern auf einer Karte genauer ansieht, der versteht auch, wieso man sich für eben genau diese Stelle entschied: der Titelberg selbst kommt einer imposanten Befestigungsanlage gleich. 130 Meter über dem Tal ragt er als umwallte, fast unüberwindbare Hochfläche hervor. Und mir wird schlagartig klar, dass über das Land, das ich gerade durchwandere, einst Römer und Kelten schritten.

Zwei vorbeirasende Mountainbiker reißen mich aus meinen Tagträumen. Bald schon werden die Wälder Petingens weitere Naturfreunde, Familien, Hundebesitzer oder Hobbysportler in die frische Frühlingsluft locken. Vielleicht auch die/den eine/n oder andere/n Leser/in, die/den ich hoffentlich mit meiner kleinen Exkursion auf den Geschmack bringen konnte. Wer weiß, vielleicht läuft man sich hier oben irgendwann einmal über den Weg. Nathalie Burg