Mehr als eine Kunstform
Dinge wie Disziplin sowie die Arbeit im Team sind weitere positive Effekte, die Tanz haben kann. Nicht zu vergessen, Tanzen hält ähnlich wie Sport den Körper fit, macht trotz Anstrengung Spaß, ist ein guter Ausgleich zum Schulalltag und kann helfen Stress abzubauen. Dazu meint Moyen: „Ein Mensch, der tanzt, fühlt sich gut. Das kennt fast jeder, wenn er abends rausgeht und sich etwas auf der Tanzfläche bewegt.“ Auch kann Tanz dabei helfen, selbstbewusster zu werden und seine Schüchternheit abzulegen.
Wer überlegt, sein Kind in eine Tanzschule zu schicken, der kann dies bei privaten Schulen und Asbls zum Teil bereits ab drei oder vier Jahren tun. Konservatorien bieten Tanz ab dem siebten Lebensjahr an. „Allerdings wird sich bei so jungen Schülern oft in erster Linie darauf konzentriert, dass diese verstehen lernen, ihre Kreativität durch Bewegung auszudrücken und es ist weniger ein Tanzkurs, wie man ihn sich klassisch vorstellt. Das kommt erst später. Wobei einige Schulen auch direkt mit der Technik anfangen.“
Den Körper verstehen lernen
Wichtig bei jungen Kindern sei es jedoch, dass man diese bzw. deren Körper nicht überfordert. „Sie sind noch im Wachstum und haben noch nicht die Muskulatur wie etwa ein Jugendlicher, weshalb verschiedene Bewegungen sogar schädlich sein können. Der Körper ist einfach noch nicht so weit. Auch eine falsche Haltung, die nicht korrigiert wird, kann über längere Zeit zu Verletzungen führen.“ Moyen spricht davon, dass, ähnlich wie bei einem Haus, zunächst ein Fundament gelegt werden muss, bevor die Schüler anspruchsvollere Abfolgen erlernen. Daher ist die Physiologie der Bewegungsabläufe wichtig, weshalb Moyen auch Kinesiologie im Bereich Tanz unterrichtet.
Kreativität im Vordergrund
Moyen plädiert auch dafür den Kindern und Jugendlichen ihre kreative Freiheit zuzugestehen und zu fördern und sie nicht in eine bestimmte Richtung zu forcieren und einzupferchen. „Ansonsten kann es sein, dass sie zwar technisch sehr gut sind, aber eben keine eigenen Ideen haben. Ähnlich wie man zwar ein Instrument spielen kann, jedoch ohne ein Notenblatt aufgeschmissen ist.“ Ebenfalls ist es wichtig, dass dem Kind das Tanzen Spaß macht. Es zu zwingen, nur weil man als Elternteil der Auffassung ist, dass es gut für das Kind sei oder dies aus anderen Gründen möchte, ist nicht sinnvoll. Eher sollte man auf die Wünsche der Kinder eingehen und sie schlussendlich in ihren Interessen fördern und nicht mit Pflichten überfordern.
Auch wenn etwa Ballett als der beste Einstieg in den Tanz gilt, weil man hier die Grundlagen sowie Struktur lernt und Aspekte wie Disziplin und Körpergefühl sehr gut vermittelt bekommt, spricht nichts dagegen nach ein paar Jahren mehr in Richtung Jazztanz, zeitgenössisch oder Hip-Hop zu gehen. Schließlich kann man die verschiedenen Arten auch wunderbar und kreativ kombinieren.
Und auch wenn man ohne Musik tanzen kann, ist die Wechselwirkung zwischen Tanz und Musik eine ganz besondere. „Als Tänzer kann man aus der Musik viel Kreativität und Emotion ziehen, die man in seine eigene Ausdrucksweise einfließen lässt. Musik ist entsprechend ein Wegweiser, dein Navigationssystem, wenn du auf der Bühne stehst.“
Tanz als Karrierechance
Dass Tanz nicht nur ein Hobby sein muss, sondern durchaus auch eine Karrierechance ist, sieht man an Moyen, die zunächst professionell tanzte, bevor sie sich mehr in Richtung Choreografin und Pädagogin orientierte. Heute arbeitet und lehrt sie im Lycée Ermesinde sowie am Konservatorium. Der Tanz hat für sie aber auch neue Türen geöffnet, sodass sie aktuell an zwei Projekten als Regisseurin arbeitet, einmal im Centre des Arts Pluriels Ettelbruck und einmal in den Rotondes in Bonneweg. Bei diesen arbeitet sie sowohl mit Jugendlichen als auch mit professionellen Künstlern und kombiniert Tanz mit Musik sowie Schauspiel. Somit kann Moyen auf eine neue Art und Weise kreativ sein, abseits des reinen Tanzes. Von Jeff Karier