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„Der Beruf des Landwirts muss attraktiv bleiben“

Interview mit Landwirtschafts- und Sozialminister Romain Schneider

Landwirtschaftsminister Romain Schneider unterstützt die regionale Produktion von Lebensmitteln. Foto: FAE

„Attraktiv bedeutet, dass die wirtschaftlichen und sozialen Dimensionen des Berufes in ihrem ganzen Ausmaß betrachtet werden“, unterstreicht Landwirtschafts- und Sozialminister Romain Schneider im folgenden Interview zur Foire Agricole. Ein weiteres Thema ist die Produktion von landwirtschaftlichen Erzeugnissen in Luxemburg.Herr Schneider, die Foire Agricole wird eines der ersten Events sein, das – wenn auch mit Einschränkungen – wieder mehr oder weniger normal stattfinden wird, mit vielen Ausstellern und mit Publikum. Welchen Einfluss hatten Sie auf die Entscheidung, der FAE2021 grünes Licht zu geben?Minister Romain Schneider: Der Vorschlag der Veranstalter der Foire Agricole und der Stadt Ettelbrück, auch in diesem Jahr eine Landwirtschaftsmesse auszutragen, fand natürlich meine Unterstützung. Gemeinsam überlegten wir, wie die FAE in diesem Jahr aussehen könnte – im Rahmen der Möglichkeiten, die die sanitäre Lage zulassen würde. Die hybride Variante mit virtuellen Auftritten und mit einer Messe vor Ort in Ettelbrück, aber mit einer eingeschränkten Besucherzahl, schien uns die angemessenste Form zu sein, zumal 2020 gute Erfahrungen gemacht worden waren. Der „Direction de la Santé” wurde diese Variante vorgeschlagen, und rasch wurde ein Gesamtkonzept entwickelt, damit auch eine physische Foire Agricole stattfinden konnte. Die Zusammenarbeit mit der „Santé” war exzellent, und ich möchte mich an dieser Stelle dafür bedanken.

Welche Auswirkungen hatte die Pandemie auf die Landwirtschaft?

Natürlich war auch die Landwirtschaft stark betroffen. Zum einen, weil die Nachfrage nach verschiedenen Produkten während einer längeren Periode gesunken war. Zum anderen, weil die Sicherheitsmaßnahmen sich auf den Arbeitsverlauf in den Betrieben auswirkte – so wie in vielen anderen Bereichen auch.

Dabei steht die Landwirtschaft unverändert vor großen Herausforderungen: geänderte Produktionsbedingungen, Biodiversität, Wasser- und Naturschutz, Klimawandel. Und die Nachhaltigkeit wird in der Landwirtschaft zunehmend eine große Rolle spielen. Nachhaltigkeit ist aber nicht nur Ökologie. Wir bereiten bekanntlich ein neues Sozialpaket vor, das ökologischen, wirtschaftlichen und auch sozialen Aspekten Rechnung trägt. Denn wird müssen heute dafür sorgen, dass der Beruf des Landwirts attraktiv bleibt.

Wie kann der Beruf attraktiv bleiben?

Attraktiv bedeutet, dass die wirtschaftlichen und sozialen Dimensionen des Berufes in ihrem ganzen Ausmaß betrachtet werden. Als Sozialminister liegt mir am Herzen, dass jeder, der in der Landwirtschaft tätig ist, ob Bauer, Winzer oder Gärtner, nicht nur sozial optimal abgesichert ist, sondern auch am gesellschaftlichen Leben teilhaben und sich auch einmal eine Auszeit gönnen kann. Und dass er eine sozial gerechte Pension erhält, dass er im Rentenalter sozial und finanziell abgesichert ist.

Sie pflegen zu sagen: Ohne Land wird es keinen Bauern geben. Verfügt Luxemburg denn über genügend Agrarfläche?

Für die Produktion von Milch und derivierten Produkten ganz sicher, denn wir produzieren hierzulande mehr, als wir selbst konsumieren. Deshalb können wir viele Erzeugnisse auch im Ausland absetzen – das ist gut für die Milchbauern, die auf einen fairen, gerechten Preis für die Milch zählen können, und für die verarbeitende Industrie, die Molkereien. Bei der Fleischproduktion ist die Situation etwas anders: Zwar wird in Luxemburg an sich genügend Fleisch produziert, aber da die Nachfrage nach den edelsten Stücken in unserem Land sehr hoch ist, herrscht ein Mangel an den besten Filets. Das hatte während der Pandemie etwas abgenommen, aber jetzt, da die Restaurants wieder geöffnet sind, wird sich die Nachfrage wieder einstellen. Insofern muss zum Teil auf Fleisch aus dem Ausland zurückgegriffen werden. Aber um es klar zu unterstreichen: Das Luxemburger Fleisch ist exzellent, das gilt auch zum Beispiel für das Schweinefleisch oder für das Hühnerfleisch, das ja mit „Let’z Poulet“ ein neues Label bekommen hat: Das Fleisch stammt aus Luxemburger Betrieben, die ihre Hühner ausschließlich mit OGM-freien Getreiden füttern.

Und wie steht es um die Obst- und Gemüseproduktion?

In diesem Sektor kommt die regionale Produktion voll zum Tragen, denn in Luxemburg produzieren wir nicht genügen Obst und Gemüse. Wir benötigen viele Tonnen pro Tag, können dieser Nachfrage aber selbst nicht gerecht werden. Das Zusammenspiel mit grenznahen Produzenten im Ausland funktioniert tadellos, man ergänzt sich und die Qualitätskriterien sind überall die gleichen. Aber eins ist klar: Die Luxemburger Landwirtschaft muss sich diversifizieren, denn Vielfältigkeit in der Produktion ist ein Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft des Berufes. Claude François