Am 6. Februar erschütterten zwei schwere Erdbeben der Stärke 7,8 im Süden der Türkei, eines in den frühen Morgenstunden, als die Bewohner schliefen, das andere am späten Vormittag desselben Tages. Vierzehn Tage später, am 20. Februar, verwüsteten zwei weitere schwere Erdbeben der Stärke 6,4 und 5,8 mit dem Epizentrum in der Nähe von Antakya (Antiochia) erneut die Stadt und die Region.
Die Bilanz ist katastrophal, mehr als 9 Millionen Menschen in der Türkei sind direkt betroffen. Die neuesten offiziellen Statistiken sprechen von über 50.000 Toten, doch inoffizielle Daten deuten darauf hin, dass die tatsächliche Zahl der Opfer weitaus höher liegen könnte. In der Provinz Hatay sind die Bezirke Antakya und Defne am stärksten betroffen. Über 70% der Gebäude wurden stark beschädigt und müssen abgerissen werden. Es handelt sich um Hunderttausende von Häusern, die wieder aufgebaut werden müssen. In der Zwischenzeit leben die Familien in Zelten oder Containern.
Meyrem erzählt: „Der Abend verlief wie immer. Am Vorabend hatte ich die Schulranzen meiner Töchter für die Schule gepackt und den Frühstückstisch für den nächsten Tag gedeckt. Wir gingen ins Bett und dann brach unser Leben in Schrecken aus. Ich wurde von den Erschütterungen geweckt, einem schrecklichen Rumpeln, alles bewegte sich, Geschirr und Bilder fielen zu Boden und vor allem meine Töchter schrien und weinten, die Nachbarn schrien, dass wir rausgehen sollten, aber es war Nacht. Es gab keinen Strom, ich benutzte die Lampe meines Handys, es war kalt... Wir gingen schnell nach draußen und nahmen nur Decken mit. Überall lagen Glasscherben herum. Wir versammelten uns mit den Nachbarn unter dem Buswartehäuschen an der Straßenecke...
Die Erschütterungen dauerten den ganzen Morgen über an. Zum Glück war unser Gebäude nicht allzu sehr beschädigt. Dann ließ es nach und wir gingen nach oben in unser Haus, aber alles war zerstört, die Möbel lagen auf dem Boden, meine Töchter weinten. Und dann gegen 11 Uhr wieder dieses erschreckende Rumpeln, alles bebte wieder, noch stärker ..., schnell, schnell, wir gingen wieder nach draußen, alles bewegte sich wieder und wieder, Gebäude stürzten vor unsern Augen ein. Danach durften wir nicht mehr in unser Gebäude zurückkehren. Man sagte uns, dass es zu gefährlich sei. Aber wohin sollte man gehen, wenn alles um einen herum in Trümmern liegt? Es war kalt und es fiel Schnee. Ein Nachbar bot uns an, seinen Lieferwagen mit uns zu teilen. Wir blieben mehrere Tage darin, wir hatten keine andere Wahl. Eine Hilfsorganisation versorgte uns mit Wasser in Flaschen und verschiedenen Lebensmitteln, dann gab uns die Stadtverwaltung ein Zelt, das wir mit anderen Familien teilen sollten. Man bot uns an, wegzugehen, aber wohin? Ich bin Syrerin, ich habe keine Familie in der Türkei, mein Haus in Syrien existiert nicht mehr. Ich habe jetzt die türkische Staatsbürgerschaft und mein Leben ist hier in Antakya, meine Wohnung ist mein einziger Besitz, wenn ich gehe, verliere ich alles....
Seit einem Monat haben wir ein eigenes Zelt für mich und meine beiden Töchter, das direkt neben unserem Wohnhaus steht. Die Behörden haben eine Gemeinschaftstoilette und -dusche eingerichtet. Wir erhalten regelmäßig Hilfe von Hilfsorganisationen, Gott sei Dank! Meine Töchter fragen mich ständig, wann wir wieder nach Hause können? Wann geht die Schule wieder los?“
Direkt nach dem Erdbeben wurde das Caritas-Netzwerk mobilisiert und Caritas Luxemburg unterstützte sofort seinen türkischen Partner, der sofort mit seinem Team von Rettungskräften und Rettungshunde mit der Suche nach Überlebenden begann. Aus der ganzen Türkei mobilisierte er seine Mitarbeiter, 300 Leute kamen nach Hatay, um die Hilfsmaßnahmen zu organisieren, die Logistik aufzubauen, Lagerhäuser zu eröffnen, Sachspenden entgegenzunehmen und zu planen und mit der Hilfe und Unterstützung für die Überlebenden zu beginnen, von denen einige in den ersten Wochen in ihre Autos schliefen, ohne Wasser und Strom und dies in einer außergewöhnlichen Kältewelle. „Die Bedingungen am Anfang waren sehr schwierig“, gibt Altay, der Koordinator der Hilfe, zu, „aber bald fanden wir ein Stück Land und errichteten ein Basislager mit Zelten, und es wurde ein bisschen einfacher für uns“.
Die Europäische Union, das luxemburgische Außenministerium, die Caritas Österreich und der Deutsch Caritasverband stellten rasch Mittel für die Caritas Luxemburg bereit, um ihren Partner zu unterstützen und Nothilfegüter wie Kleidung, Decken, Laken und Matratzen, Hygienepakete und Lebensmittelgutscheine für die Vertriebenen zu kaufen.
Der Bedarf ist immens, der Wiederaufbau wird lang und schwierig sein. Immer noch leben Tausende von Familien in Zelten oder Containern, die meisten von ihnen unter sehr prekären Bedingungen, für die kurz- und mittelfristig weiterhin Hilfe benötigt wird. Die Caritas Luxemburg möchte ihnen würdige Lebensbedingungen in einer für Frauen und Kinder schützenden Umgebung zur Verfügung stellen, die Ausbreitung von Epidemien verhindern, bei der Reparatur von Wohnungen und Gebäuden helfen, und – wo es möglich ist – kleine wirtschaftliche Aktivitäten unterstützen, aber auch noch so vieles mehr...
Wenn auch Sie helfen möchten, können Sie eine Spende per Überweisung auf das Konto der Caritas Luxemburg tätigen:
CCPL IBAN LU34 1111 0000 2020 0000
mit dem Vermerk „Tremblement de terre Turquie - Syrie“ (Erdbeben Türkei - Syrien).