Diplom-Psychologin und SePAS-Mitarbeiterin Elisabeth Ketter erklärt, wie man Schüler zur Rentrée motiviert
„Man sollte keine Angst haben, sich Unterstützung zu suchen. Dafür sind diese Services da.“
Elisabeth Ketter, SePas
Manchen fällt die Rentrée besonders schwer
Laut Elisabeth Ketter hängt es natürlich auch vom Charakter des Einzelnen ab, wie gut er wieder in den Schulalltag hineinfindet. Einige kommen mit dieser Umstellung leichter klar als andere, was zum Teil auch mit ihren vorherigen Schulerfahrungen zu tun hat.
Die meisten Schüler würden sich darauf freuen, ihre Freunde nach der langen Sommerpause wieder regelmäßiger zu sehen, so Ketter. Bei denen, bei denen das nicht der Fall ist, müsse man genauer hinschauen, woran das liegt: „Wenn ein Kind zum Beispiel Erfahrungen mit Mobbing gemacht hat, dann können diese traumatischen Erlebnisse Angst auslösen. Das bringen sie nach den Sommerferien wieder in die Schule mit, möglicherweise haben sich diese Ängste über die Sommerferien sogar auch noch mehr aufgebaut.“
Auch wenn ein Schüler in Verbindung mit seiner schulischen Leistung bereits einige Frusterfahrungen gemacht hat, kann das die Vorfreude auf den ersten Schultag des neuen Jahres dämpfen. Eine allgemeine Lösung gibt es für dieses Problem nicht: Die Schwierigkeiten in der Schule können ganz unterschiedlich bedingt sein. Womöglich liegt eine Lernschwäche oder Dyslexie vor oder dem Kind wird von seinem Umfeld ein Leistungsdruck vermittelt, dem es nicht gerecht werden kann. „Schule sollte nicht auf Leistung reduziert werden. Jugendliche leben im Hier und Jetzt, dadurch kann enormer Stress entstehen. Es ist wichtig, als Elternteil da eine gewisse Weitsicht zu vermitteln. Wenn mal was nicht gut gelaufen ist, ist das nicht das Ende der Welt.“
Fehlende Unterstützung in der Familie kann ein weiterer Grund sein, so Elisabeth Ketter: „Es gibt Kinder, die wollen ihre Eltern nicht zu Hause alleine lassen, weil sie sich für sie verantwortlich fühlen. Für solche Schüler ist der Schulanfang verständlicherweise mit Angst verbunden.“
Viel hängt auch von der Haltung ab, die die Eltern oder Geschwister dem Schulunterricht gegenüber haben. Welches Gefühl vermitteln sie von der Schule? Wenn die Schule für sie eine tolle Zeit war und sie ihrem Nachwuchs das auch so vermitteln, prägt das die Kinder positiv. Solche, die die Schule jedoch immer als notwendiges Übel wahrgenommen haben, geben dieses Gefühl auch unterbewusst an ihre Kinder weiter. „Es geht hier um die allgemeine Haltung, die die Eltern jeden Tag an den Tag legen. Man sollte sich da selbst häufiger hinterfragen“, so Elisabeth Ketter.
Diese Anlaufstellen können bei Problemen helfen
Was auch immer der Grund für die gedämpfte Stimmung vor dem Schulanfang ist, es gibt sowohl für Eltern als auch für Schüler zahlreiche Anlaufstellen, die einem bei Problemen weiterhelfen können: „Neben schulischen Unterstützungsmöglichkeiten wie dem Se- Pas gibt es auch Services wie das Kinder-Jugendtelefon, das Elterntelefon oder Bee Secure – allesamt anonym, vertraulich und kostenlos. Hier kann man sich sowohl bei generellen Fragen als auch in spezifischen Situationen Rat holen.“ Auch der Austausch mit anderen Eltern, die womöglich ähnliche Erfahrungen gemacht haben, kann sehr hilfreich sein.
Bei dem Wechsel von der Grundschule zur Sekundarschule bekommen die Schüler besondere Unterstützung. Sie fangen einen Tag früher als die restlichen Schüler an, damit ihnen das Gebäude gezeigt und das System erklärt werden kann. Außerdem werden Rallyes und Spiele gemacht, damit sich die neuen Schüler auch untereinander besser kennenlernen können.
Fit für die Schule in sieben Schritten
Für einige Schüler ist der Wiedereinstieg in den Schulalltag einfacher als für andere. Mit einigen Kniffen kann der erste Schultag allerdings leichter fallen:
1. Ein bis zwei Wochen vor der Rentrée an den neuen Schlafrhythmus gewöhnen.
2. Internetkonsum regulieren, Smartphones wenn möglich aus dem Schlafzimmer verbannen.
3. Die Rentrée zusammen mit den Kindern planen und die nötigen Besorgungen machen.
4. Vor dem Schulbeginn den Kontakt zu Klassenkameraden wieder fördern.
5. Hobbys bieten einen wichtigen Ausgleich zum Schulstress
6. Eine positive Einstellung der Schule gegenüber überträgt sich auf die Kinder.
7. Zu viel Leistungsdruck und hohe Erwartungshaltungen erschweren den Schulbeginn.