Die Polemik um das neuartige 5G-Netz dürfte an keinem unbemerkt vorbeigezogen sein. Handystrahlung sei ohnehin bereits gesundheitsgefährdend und eine noch stärkere Strahlung, wie sie vom 5G-Netz ausgeht, sei demzufolge mit dem Mehrfachen an Risiken verbunden. Aber neben der Skepsis, ist 5G durchaus ein großer Schritt in Richtung Zukunft und es gilt vor allem, den Mehrwert des umstrittenen Netzes zu bestimmen. Aus welchen Gründen ist ein soviel stärkeres Netz – wir sprechen hier immerhin von maximalen 10Gbit/s, also gut das zehnfache des 4G-Netzes – überhaupt notwendig?
Wir sind mobiler denn je
Wenn uns 2020 etwas gelehrt hat, dann, dass unser Alltag und unser Berufsleben immer mobiler werden. So benötigen Online-Meetings, Videokonferenzen, die Arbeit über ein mobiles Netz, Social Media, YouTube, Netflix und Co. eine immer größer werdende Bandbreite. Augmented und Virtual Reality sind in unserer Realität angekommen, mobiles Gaming erfolgt fast ausschließlich online – mit einer wachsenden Community und Inhalten von nie dagewesenem Datenvolumen.
Bereits jetzt sind Videos mit 4k- oder 8k-Auflösung keine Seltenheit mehr – und genau das lässt den Datenverbrauch in die Höhe schnellen. Wenn sich dieser Verbrauch bei einer einzelnen Person steigert, macht das an sich keinen großen Unterschied. Wenn es bei Hunderttausenden geschieht, allerdings schon. Wir sprechen dann von Mengen, die das 4G-Netz irgendwann einfach nicht mehr bewältigen kann.
Und genau hier kommt 5G ins Spiel, denn das Übertragen dieser Daten ist dabei nahezu verzögerungsfrei. Während die Datenraten steigen, sinken nämlich die Latenzzeiten – also die Zeit, die Daten vom Sender zum Empfänger benötigen – unter eine Millisekunde. Das neue Netz bietet darüber hinaus eine deutlich bessere Stabilität, was z.B. Großveranstaltungen oder anderen Berufssparten zugutekommt.
Nicht nur zur Unterhaltung
Diese Echtzeitübertragung ist es auch, die das Netz in Zukunft unentbehrlich macht. Sie ist kritisch bei „ferngesteuerten“ Geräten, etwa in der Medizin oder auch im Bau, wo veraltete Funktechniken längst nicht mehr ausreichen. Sogar der Straßenverkehr profitiert von dem Upgrade. Besser vernetzte Fahrzeuge ermöglichen ein autonomes Fahren und erhöhen die Verkehrssicherheit. Denn wenn sie untereinander und mit anderen Teilnehmern verbunden sind, lassen sich Verkehrsflüsse besser kommunizieren, Unfälle schneller melden und Staus dadurch einfacher vermeiden. Und letztere kennen wir hierzulande schließlich zur Genüge.
Dank des sogenannten „Beamforming“ werden Signale, anders als bei 4G, viel gezielter gesendet. Denn die Sendestation schickt sie nur dorthin, wo man sie gerade benötigt. Empfänger profitieren so von einem maximalen Signal an einem gewünschten Ort. Besteht kein Bedarf, bleibt die Strahlung minimal.
Bis Ende 2024 soll das 5G-Netz min. 90 Prozent des hiesigen Territoriums abdecken. In dieser Serie wollen wir daher in den nächsten Wochen versuchen, den Fragen rund um das Thema ein Stückweit auf den Grund zu gehen. Nathalie Burg