Adventure of a lifetime
Eine ganze Woche verbrachten wir unter der sicheren Obhut von Steve, der uns bei allen Aktivitäten und Ausflügen des individuell auf unsere Wünsche maßgeschneiderten Programms mit Begeisterung und scheinbar endlosem Wissen über die Region, ihre Geschichte sowie ihre menschlichen und tierischen Einwohner begleitete.
So nahm er uns gleich am ersten Tag mit, zu einer Auffangstation für wilde Tiere. Wer sich dar unter jetzt enge Gehege vorstellt, in die eine Handvoll Ziegen eingepfercht sind, der ist auf dem Holzweg. Das Gelände erstreckt sich kilometerweit und beherbergt neben Bisons und Karibus auch die größten Zeitgenossen der Region: Elche – deren Dimensionen ich bis heute kaum begreifen kann. Aber auch Moschusochse, arktische Füchse, Dickhornschafe, Bergziegen und viele Andere Arten nennen das Yukon Wildlife Preserve ihr Zuhause.
Wir lernten auf unseren Exkursionen den Tiefschnee auf unterschiedliche Weisen kennen und bezwingen. Schon am ersten Morgen erfuhr ich am eigenen Leib, dass zu Fuß die weniger bequeme Fortbewegungsvariante ist. Kurz kam ich vom Weg ab, schon steckte ich bis zu den Hüften in der kalten Masse. Und sich während eines Lachanfalls dort herauszukämpfen, ist schier unmöglich! Zeit also, das Schneeschuhlaufen zu lernen! Und lassen Sie sich eines gesagt sein: Das ist gar nicht so anstrengend, wie immer behauptet wird – es ist um Welten schlimmer!
Schneller – und zumindest etwas bequemer – voran kommt man da natürlich auf dem Snowmobil. Doch wer sich, wie wir, vorstellt, das käme dem Motorradfahren gleich, der irrt. Denn auch diese Art der Fortbewegung ist für Anfänger harte Arbeit. Auch wenn es bei unserem Guide, der alle paar Minuten jemand anders mit seinem Fahrgerät aus dem Tiefschnee manövrieren musste, zugegebenermaßen, ziemlich lässig aussah. (Cheers to Kieran!)
Spaß hatten wir allemal auf dem Motorschlitten. Es zog uns durch verschneite Wälder, über zugefrorene Seen, hinauf auf die umliegenden Berge. Ein Anblick atemberaubender als der andere.
The Yukon experience
Zum perfekten Yukon-Abenteuer gehörte selbstverständlich stets ein Mittagessen in der weißen Wildnis. Kurzerhand machte unser Guide ein Feuer und grillte uns – mitten im Nirgendwo – leckere Würstchen. Wir übten uns dann auch eines Morgens darin, unser Essen beim Eisfischen selbst zu fangen, allerdings wären wir an dem Tag wahrscheinlich verhungert, hätte Kieran nicht vorsichtshalber vorgesorgt gehabt. So saßen wir auf einer über 80 cm dicken Eisschicht mitten auf dem Fish Lake, starrten auf die schmalen,runden Löcher vor uns und warteten auf den Anbiss, der nie kommen sollte. Aber waren wir darüber enttäuscht? Keineswegs, denn selbst die Erfahrung war das Verweilen in Eiseskälte absolut wert und hungern musste schließlich keiner von uns!
Leider macht der Klimawandel auch vor dem Yukon nicht halt. So hatten bei nur -5, statt der, zu dieser Jahreszeit üblichen -40 Grad Celsius und wolkenlosem Himmel besonders Schlittenhunde auf den Seen mit derart Überlauf zu kämpfen, dass unsere geplante Tour leider nicht stattfinden konnte. Trotzdem durften wir uns ein paar hundert Meter von den Huskys ziehen lassen um zumindest ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sich Trapper auf ihren Expeditionen fortbewegt haben. Etwa 50 Huskys befanden sich auf dem Hof – die natürlich alle gestreichelt werden wollten. Und so machte ich es mir an dem Tag zur Aufgabe, jedem einzelnen von ihnen ausgiebig Hallo zu sagen.
Wenn ein Highlight das andere jagt, weiß man, dass man sein ganz persönliches Stückchen Himmel gefunden hat. So nahmen auch die Abende in dem bequemen Wohnzimmer des Paares stets einen nicht weniger genüsslichen Ausklang. Denn Verwöhnung wäre bei Sandras kulinarischen Ergüssen ein massives Understatement. Ob Sockeye Salmon, Hummerschwanz oder Yukon Bison verleiht die Köchin jedem ihrer Gerichte liebevoll eine ganz persönliche Note. Wann bekommt man schon mit so viel Hingabe ein Sieben-Gänge-Menü serviert? Umrahmt wurden die Abende stets mit Kuscheleinheiten des verschmustesten Katers der Welt, Jinx!
Der Abschied von unseren beiden Gastgebern sowie von dem Paradies, das die beiden ihr Zuhause nennen dürfen, fiel uns unendlich schwer. Mit Tränen in den Augen ging es nach einer unvergesslichen Woche im traumhaften Yukon wieder zurück in die Zivilisation. Was bleibt, sind wundervolle Erinnerungen, Hunderte Fotos und die Hoffnung, Sandra, Steve und den Yukon bald wieder besuchen zu können. Nathalie Burg (Text & Fotos)