Ein zu hundert Prozent lokales Produkt
„Wir haben damals mit der Kennzeichnung der Produkte begonnen, weil die Konsumenten bis dahin keine Angaben fanden, wo das Fleisch herkam, das sie kauften. Wir hatten eine Studie in Auftrag gegeben, und es stellte sich heraus, dass dem Luxemburger Rindfleisch eine gute Qualität bescheinigt wurde und es sich lohnen würde, die Qualität auf diese Weise hervorzuheben und zu dokumentieren“, erläutert Christiane Vaessen. Zudem wurde dem Produkt Luxemburger Rindfleisch Vertrauen seitens der Konsumenten ausgesprochen. Damals gab es noch viel mehr Betriebe im Land. Die 992 landwirtschaftlichen Betriebe, die heute dem Label angehören, stellen in etwa zur Hälfte Fleisch- und Mischbetriebe und zur anderen Hälfte Milchviehbetriebe dar. Viele Betriebe haben sich spezialisiert und in neue Techniken und Ställe investiert, um ihre Produktion den umwelt- und marktbedingten Anforderungen gerecht zu werden. Aktuelle Zahlen aus dem Service d’Economie Rurale belegen, dass 18 Prozent der rindviehhaltenden Betriebsinhaber unter 40 Jahre alt sind, was deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 11 Prozent liegt: Die junge Generation tritt trotz eines schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes die Nachfolge ihrer Eltern an.
Neben den landwirtschaftlichen Betrieben sind dem Label zwölf Viehhandelsunternehmen sowie zwei Schlacht- und fünf Zerlegebetriebe angeschlossen. Den Viehhandels- und Transportunternehmen kommt in der Rindfleischproduktion ebenfalls eine bedeutende Stellung zu.
Nicht nur Filetstücke
In der Luxemburger Landwirtschaft werden etwa 30 verschiedene Rinderrassen aufgezogen, die alle unter dem Label „Produit du terroir – Lëtzebuerger Rëndfleesch“ vermarktet werden können. Bei den Fleischrindern zählt die Limousin-Rasse zu der am weitesten verbreiteten Rasse.
„Es ist wichtig, ein Tier als Ganzes zu betrachten“, fügt Christiane Vaessen hinzu. Der Konsument solle nicht nur Filetstücke kaufen, „sondern auch andere, sehr gute und schmackhafte Teile, die man dann etwas anders zubereiten kann“. Regelmäßig Braten- und Kochstücke auf seinen Speiseplan zu setzen, helfe den Absatz der Fleischrassen zu sichern „und damit die nachhaltige Produktion der wertvollen Fleischrassen in Luxemburg zu unterstützen“.
Lückenlose Rückführbarkeit
Die hohen technischen Standards der Luxemburger Schlacht- und Zerlegebetriebe, die strengen hygienischen Auflagen bei der Fleischgewinnung und -verarbeitung sowie die Weitergabe sämtlicher Informationen über die Herkunft der Tiere garantieren ein „sicheres“ Qualitätsprodukt und fließen in das Label „Produit du terroir – Lëtzebuerger Rëndfleesch“ ein. „Gerade in Krisenzeiten wie der jetzigen ist eine Versorgung mit lokalem Rindfleisch sehr wichtig“, unterstreicht die Expertin der Landwirtschaftskammer.
Seit der Einführung des Labels steht der Name des jeweiligen Bauern auf dem Etikett, so dass der Ursprung des Tieres stets bekannt und rückführbar ist. Jedes Tier wird über seine Ohrmarke und seinen Pass identifiziert, und es kann so überprüft und verfolgt werden, woher es stammt, wo es aufgezogen und schließlich auch wo es geschlachtet wurde. „Das System wurde immer weiter ausgebaut. In den Schlachthäusern werden viele Daten erhoben und registriert, zum Beispiel über das Geschlecht, das Alter und die Rasse des Tieres, die Fleischfülle und vieles mehr“, erklärt Christiane Vaessen. Diese Informationen gelangen über das Etikett an den Metzger und an den Endkunden, „der das Recht hat, sich über alle Einzelheiten informieren zu lassen“.
Vertrieb, Dialog, Anpassung
Wichtig für das Label ist die Vermarktungskette. Der Bauer benötigt spezialisierte Vertriebswege, um sein Fleisch abzusetzen: „Während der Krise, als die Restaurants geschlossen waren, konnten verschiedene Tiere nicht abgesetzt werden, weil deren Nachfrage ausblieb“, bestätigt Christiane Vaessen. Der Beruf ist dann gezwungen, sich an dem Markt zu orientieren, „das gilt für den Bauern, das Schlachthaus und den Metzger, die sich über diese neue Situation in Kenntnis setzen und absprechen mussten“. Von Claude François
„Gerade in Krisenzeiten wie der jetzigen ist eine Versorgung mit lokalem Rindfleisch sehr wichtig.“
Dr. Christiane Vaessen