Gerade jüngere Menschen haben oft eher wenige Berührungspunkte mit dem Thema Sterben. Für Dorina Spannenberger war das kein Grund, sich nicht beruflich damit auseinanderzusetzen: „Der Tod gehört zum Leben dazu. Wir haben einen Anfang – den begleitet die Hebamme – und ein Ende. Das begleitet der Bestatter“, sagt sie. In ihrer Ausbildung zur Bestattungsfachkraft kümmert sich die 33-Jährige nicht nur um die lebenden, sondern auch die verstorbenen Menschen.
Trotz genormter handwerklicher Abläufe ist es keine Routinearbeit, sagt Spannenberger: „Jede Beerdigung und jede Trauerfeier sind individuell und einzigartig.“
Wissen, worauf man sich einlässt
Angefangen hat Spannenberger mit Büroarbeit, später durfte sie zu den Abholungen in Krankenhäusern und Altenheimen mitfahren. Nach etwa zwei Monaten passierte ein tragischer Unfall, bei dem ein kleines Mädchen ums Leben kam. „Wir haben rund 90 Stunden bei der Familie verbracht. Diese Situation hat mir gezeigt: Ich kann das. Ich kann diesen Menschen helfen.“
Unausgesprochenes hören und verstehen
Formale Mindestvoraussetzung für die Ausbildung ist der Hauptschulabschluss. Doch auch zwischenmenschliche Kompetenzen wie Einfühlungsvermögen für die besondere Situation von Trauernden sind wichtig.
Empathie findet auch Spannenberger entscheidend: „Es ist wichtig, zu hören, was die Leute sagen und auch, was sie nicht sagen. Genau das macht es oft aus.“
Der Verstorbene hat gelächelt
Auch die hygienische Versorgung der Leichname ist Teil des Berufs. Diese Versorgung ist durch ein spezielles Regelwerk genormt. Das schreibt Bestattern genau vor, wie Verstorbene zu waschen und zu desinfizieren sind.
Für Dorina Spannenberger ist das keine rein handwerkliche Tätigkeit: „Es ist einem schon bewusst, dass da ein Mensch liegt. Ich habe aber auch schnell gemerkt, da ist niemand mehr da. Es ist eine menschliche Hülle.“ Berührungsängste hatte sie jedoch keine: „Der erste Verstorbene, den ich gesehen habe, hat tatsächlich gelächelt. Es war ganz ruhig und friedlich.“
Laut Spannenberger ist es wichtig, dass auch die Betriebe darauf achten, was sie ihren Azubis zutrauen können. Sie sehe sich mittlerweile als reflektiert und akzeptiere den „Fluss des Lebens“, aber: „Normal ist der Tod trotzdem nicht.“ Es sei immer wieder ein schwieriges Thema.
Meisterlich geprüfte Verantwortung
Zu beachten sind die Komplexität und die Herausforderungen, die mit diesem Beruf einhergehen. Bestatter seien gleichzeitig Handwerker, Berater, Seelsorger, Unternehmer, Ausbilder und Dienstleister und tragen daher enorme Verantwortung.
Für Spannenberger ist das Fachwissen bei diesem facettenreichen Beruf besonders wichtig. Es sei aber auch ein Beruf, den man nur mit Überzeugung machen könne. „Es ist einfach eine unglaublich sinnvolle Arbeit. Wenn man diesen Beruf gut macht, kann man Leben verändern und Menschen helfen.“ dpa