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Ein wichtiges Stück Selbstständigkeit: Auto fahren mit Demenz das klappt schon noch! Oder doch nicht?

Christine Dahm-Mathonet, Direktionsbeauftrage des Info-Zenter Demenz, klärt auf: Bei beginnender Demenz können Betroffene noch sicher Auto fahren.

Eine Demenzdiagnose bedeutet nicht automatisch, dass man nicht mehr Autofahren darf. Foto: iStock

Kognitive Einschränkungen oder eine Demenzdiagnose bedeuten nicht, dass man als betroffene Person nicht mehr Auto fahren kann. Entscheidend ist nicht die Diagnose, sondern sind die konkreten Fähigkeiten oder auch Schwächen wie z. B. die Sehfähigkeit, die Auffassungsgabe, die Reaktionsgeschwindigkeit. Bei beginnender Demenz können viele Betroffene noch sicher Auto fahren. Wenn die Krankheit jedoch fortschreitet, gefährden sie sich und andere und sollten es dann lassen.

Für viele Menschen bedeutet die Möglichkeit, sich mit dem Auto fortbewegen zu können, ein wichtiges Stück Selbständigkeit - auch für Menschen mit Demenz.

Im Alter müssen Autofahrer mit einem Nachlassen ihrer Fähigkeiten rechnen. Die Reaktionszeit verlängert sich, Reize werden langsamer verarbeitet, die Beweglichkeit lässt nach, beispielsweise beim Blick über die Schulter. Im Einzelfall gibt es allerdings große Differenzen. Auch Neunzigjährige können fitte, aufmerksame Autofahrer sein. Niemand möchte jedoch sich oder andere Menschen im Straßenverkehr gefährden. Viele Personen, die sich nicht mehr sicher, zu unkonzentriert oder überfordert fühlen, sind daher bereit, das Autofahren aufzugeben.

Aufmerksamkeit lässt nach

Demenzkranken Menschen fällt es schwer, akustische und optische Signale gleichzeitig zu verarbeiten. Die Routine bleiben zunächst erhalten. Lenken, Kuppeln und Schalten, Bremsen und Gasgeben funktioniert weiterhin. Doch mit zunehmender Erkrankung lässt die Aufmerksamkeit nach, die Reaktionsfähigkeit verändert sich. Unerwartete Situationen, die im Straßenverkehr jederzeit passieren können, erfordern jedoch ein schnelles und konzentriertes Handeln, Demenzkranke das überfordern kann. Erst recht, wenn sie sich in ungewohnter Umgebung bewegen. Deshalb sollten sich Erkrankte schon im frühen Stadium der Erkrankung selbstkritisch mit ihrer Fahrtüchtigkeit beschäftigten.

Anzeichen für verminderte im Verkehr Aufmerksamkeit können sein:
- Unentschlossenes Verhalten
- Auffällig langsames Fahren
- Zu dichtes Auffahren
- Nichthalten der Fahrspur
- Verfahren auf bekannten Strecken
- Desorientiertheit an Kreuzungen
- Bedienfehler (Pedale verwechseln)
- Nichtbeachtung / Missdeutung von Verkehrsschildern.

Die erforderlichen Fähigkeiten für einen sicheren Fahrstil können sich im Verlauf der Erkrankung verschlechtern. Dann wird eine neue Situations- und Risikoeinschätzung und eventuell eine Fahrüberprüfung notwendig sein. Je früher sich Betroffene und ihre Angehörigen mit diesen Risiken auseinandersetzen, umso mehr Zeit bleibt, sich selbstbestimmt auf ein Leben ohne Autofahren einzurichten und gemeinsam nach Alternativen Ausschau zu halten. Wichtig ist für Menschen mit Demenz, auch ohne Auto mobil zu bleiben und am sozialen Miteinander in der Familie und im Ort teilzuhaben. Erkunden Sie sich über öffentliche Verkehrsmittel in Ihrer Gegend und fragen Sie in Ihrer Gemeinde nach, ob es einen Rufbus oder ein ähnliches Angebot gibt.

Wenn die Einsicht fehlt

Christine Dahm-Mathonet
Christine Dahm-Mathonet

Wenn Sie aufgrund konkreter Beobachtungen unsicher sind, ob Ihr Partner noch sicher fährt, sprechen Sie ihn darauf an, schildern Sie Ihre Beobachtungen und schlagen Sie ihm vor, eine freiwillige Fahrschulung zu absolvieren (www.clc.lu). So kann Klarheit für alle Beteiligten hergestellt werden.

Menschen mit Demenz überschätzen manchmal ihre Fahrfähigkeiten und möchten ihre Unabhängigkeit nicht aufgeben. Für Angehörige ist oft schon das Ansprechen des Themas heikel und belastend. Wenn die Einsicht beim Erkrankten fehlt, können Angehörige beispielsweise den Hausarzt um Unterstützung bitten.

Wichtig ist auch die frühzeitige Aufklärung durch einen Facharzt, beispielsweise einen Geriater oder Neurologen, über die Problematik des Autofahrens. Demenzpatienten können sich auf diese Weise rechtzeitig darauf einstellen, dass sie mittelfristig damit rechnen müssen, das Fahren aufzugeben.

Ab Alter 60 müssen sich Führerscheininhaber eh einer medizinischen Untersuchung unterziehen, um ihre Fahreignung zu bestätigen und eine Verlängerung ihres Führerschein beantragen zu können. Ab dem 70. Geburtstag wird der Führerschein um maximal fünf Jahre verlängert, wobei die Gültigkeitsdauer nicht über das 80. Lebensjahr des Besitzers hinausgehen darf. Ab dem 80. Geburtstag kann der Führerschein um jeweils maximal zwei Jahre verlängert werden.

Nicht nur ein Verlust

Hilfreich ist, wenn der Verzicht auf das Auto nicht ausschließlich als Verlust begriffen wird, sondern sich für den Erkrankten dadurch auch erkennbare Vorteile ergeben, beispielsweise eine Kostenersparnis, weniger Stress oder ein Beitrag zum Umweltschutz.

Haben Sie Fragen rund um das Thema Demenz? Dann kontaktieren Sie uns!

Der Test zur Selbsteinschätzung

- Fällt mir das Fahren in der Dämmerung oder bei Nacht schwer und blenden mich entgegenkommende Fahrzeuge?
- Gab es in letzter Zeit nicht erklärbare Unfälle oder Beinahe-Unfälle?
- Verfahre ich mich öfter?
- Strengt mich das Autofahren mehr an?
- Hat mich jemand auf meinen Fahrstil angesprochen oder fahren andere nicht mehr gerne mit mir mit?
- Fühle ich mich in fremder Umgebung unsicher?
- Fällt es mir schwer, die Geschwindigkeit anderer Autos richtig einzuschätzen?
- Reagiere ich langsamer?
- Bin ich unsicher beim Einbiegen auf eine Hauptverkehrsstraße ohne Ampel?
- Bin ich öfter müde, auch am Steuer?
- Hupen mich andere öfter an?

Quelle: Kompetenzzentrum Demenz Schleswig Holstein