Mit Blick auf eine nachhaltigere Lebensweise gibt es bei Tüchern – wie bei fast allen Gewebearten – eine wachsende Auswahl an Biosowie Fairtrade-Alternativen. Einer der führenden Hersteller von Tuchwaren in Europa ist Clarysse. Das Familienunternehmen ist der letzte Produzent in Belgien, der noch in einer eigenen Manufaktur einen Großteil seiner Produkte herstellt.
„Wir haben vor etwa zehn Jahren damit angefangen, auch Produkte aus Bio-Baumwolle und aus fairem Handel herzustellen“, erklärt Bernard Clarysse, Geschäftsführer des Unternehmens. Fairtrade werde immer noch oft in erster Linie mit Lebensmitteln verbunden, dabei gibt es mittlerweile auch in vielen anderen Bereichen entsprechende fair gehandelte Produkte. Fair gehandelte Baumwolle ermöglicht den Bauern eine faire Bezahlung, denn der übliche Preis für Baumwolle deckt nicht die Produktionskosten. Außerdem werden durch Fairtrade lokale Projekte finanziert, die den dortigen Gemeinschaften zugutekommen. Da Baumwolle eine der umweltschädlichsten Anbaupflanzen der Welt ist, sehr viel Wasser verbraucht und ihr Anbau oft Erosionsprobleme und eine sinkende Bodenfruchtbarkeit mit sich bringt, ist es wichtig, diese Nutzpflanze nach Biostandards und somit nachhaltig anzubauen.
Laut Clarysse findet bei den Kunden aktuell ein Umdenken statt, hin zu mehr Nachhaltigkeit. Das liege unter anderem an der Bewegung rund um Greta Thunberg sowie den immer sichtbar werdenden Folgen der Erderwärmung. Dazu zählen etwa die Waldbrände in Australien. „Entsprechend hat die Nachfrage nach fairen Bio-Textilprodukten zugenommen“.
Vertrauen und gute Zusammenarbeit
Das belgische Unternehmen mit Sitz in Pittem wurde 1953 gegründet und ist seither in Familienbesitz. Aktuell arbeiten rund 120 Mitarbeiter für das Unternehmen. Neben verschiedenen Tüchern werden auch Waschlappen in Belgien produziert. Ein weiterer Teil der Clarysse kommt aus dem Ausland. Dabei handelt es sich um komplementäre Produkte wie Bademäntel.
Mittlerweile ist bereits die dritte Generation am Ruder des Unternehmens, das seit nunmehr über 20 Jahren zu den Zulieferern von Cactus gehört. „Uns ist es wichtig, auf lang anhaltende Geschäftsbeziehungen zu setzten, da man so gegenseitiges Vertrauen aufbaut und besser zusammenarbeiten kann“, erklärt Pascal Mathieu, Einkäufer bei Cactus. Insgesamt werden 85 Prozent der Produktion des Textilherstellers ins Ausland exportiert, und zwar nach ganz Europa sowie einige weitere Länder der Welt. Frankreich ist neben Skandinavien sowie Deutschland der wichtigste Absatzmarkt.
Sammelpunkte-Aktion von Cactus
Im Rahmen der Bemühungen von Cactus, sein Angebot an Biosowie Fairtrade-Produkten für seine Kunden auszubauen, hat die Supermarktkette in Zusammenarbeit mit dem belgischen Traditionsunternehmen eine Sammelpunkte-Aktion gestartet. Kunden erhalten beim Einkauf in Stufen von zehn Euro jeweils einen Aufkleber. Für fünf Aufkleber und entsprechend vielen Cactus-Punkten kann der Kunde aus einer Reihe von verschiedenen Hand- und Badetüchern unterschiedlicher Größe wählen. Auch bei der Farbe hat der Kunde die Wahl zwischen vier Farben: Corall, Grau, Off White und Taupe.
Mit der Aktion möchte Cactus auf die Nachfrage der Kunden nach solchen Produkten reagieren und auf die Clarysse-Tücher aufmerksam machen. Denn diese sollen anschließend in das normale Angebot von Cactus integriert werden.
Vom Garn zum fertigen Tuch
Bei den Tüchern handelt es sich um Frotteeware. Dies ist ein Gewebe, das voluminös und sehr saugfähig ist. Deren Produktion findet komplett in Belgien statt. Alles beginnt mit Garnfäden aus Baumwolle. Diese stammt aus Burkina Faso und Mali und werden bei Bedarf in einer zweiten Manufaktur des Unternehmens gefärbt. Das Garn befindet sich auf Spulen, die mehrere Kilometer an Garn fassen. Je nachdem welche Farbe das spätere Tuch haben soll, wird buntes Garn in den entsprechenden Farben verwendet. Entsprechend dem Muster, das entstehen soll, werden die vielen Dutzenden Garnrollen angeordnet und auf eine große Rolle übertragen.
Das anschließende Weben funktioniert auch bei Clarysse zum Großteil vollautomatisch. Aus dem Garn wird auf den speziellen Maschinen in einem beeindruckenden Tempo der feste Stoff gewoben. Die Maschinen weben den Grund, der den Stoff zusammenhält und darauf das typische Schlingenmuster. Hier werden denn auch nach und nach die jeweiligen Muster sichtbar, wobei es sich unter anderem um Namen und Logo etwa einer Sportmarke handeln kann.
Die Stoffballen kommen in der Regel anschließend in ein Lager, wo sie auf die Weiterverarbeitung warten. Hier finden sich ganz viele Ballen unterschiedlicher Farben, aus denen kleine wie große Tücher hergestellt werden. Im nächsten Schritt werden die Ballen entsprechend auf Größe geschnitten sowie vernäht. Hier erhalten die Tücher auch ihr Etikett, auf dem sich, wie im Fall der Tücher für die Cactus-Aktion, neben den üblichen Informationen auch die Label von Fairtrade und Global Organic Textile Standard befinden. Bei Letzterem handelt es sich um einen weltweit angewendeten Standard für die Verarbeitung von Textilien aus biologisch erzeugten Naturfasern.
Weniger Plastik, mehr Nachhaltigkeit
Wie Clarysse erklärt, laufen einige Teile der Fabrik rund um die Uhr. „Auch am Wochenende.“ Dabei ist noch zu erwähnen, dass durch die modernen Maschinen auch der Anteil an fehlerhafter Ware stark reduziert wurde.
In einem nächsten Schritt werden die Tücher von Hand gefaltet und mit einer Banderole aus Papier versehen. Hierbei wird der Anspruch von Clarysse deutlich, selber auch nachhaltiger zu werden. Unter anderem versucht die belgische Firma, dort wo es möglich ist, auf Plastik, etwa in Form von Verpackungen, zu verzichten. An sich sind auch Textilwaren wie diese Tücher ein nachhaltiges Produkt. Denn sie sind langlebige Produkte, deren Wiederverwerten einfach ist. Anschließend werden die Tücher für den Versand vorbereitet und warten in einem Lager auf den Transport in die Geschäfte.
Sammeln für Nachhaltigkeit
Bis zum 26. April können Sie noch die Aufkleber für die Sammelpunkte-Aktion mit Clarysse sammeln. Das Einlösen ist noch bis zum 10. Mai in allen Cactus-Filialen möglich.