Fisch und Nachhaltigkeit
Der große Hoffnungsträger Zander
Fabian Schäfer: Aus Aquakultur. Sie gilt als der am schnellsten wachsende Zweig der Lebensmittelproduktion weltweit. Während das Wachstum größtenteils in Asien stattfindet, ist die Aquakultur in Europa eher eine Nische. Dabei könnten wir uns viel stärker selbst versorgen, inklusive eigener Sozial- und Umweltstandards, anstatt zu importieren.
Müssten dafür nicht massig Teiche und Flüsse zu Aquazucht-Anlagen ausgebaut werden?
Naturnahe Teiche, wie sie etwa für die Zucht von Karpfen genutzt werden, sind begrenzt. Das eigentliche Potenzial besteht aber in landbasierten geschlossen Kreislaufanlagen, wo Becken in alten Kellern, Industriehallen oder Schweineställen Platz finden können.
Diese Anlagen muss man sich ähnlich wie ein Aquarium vorstellen, das allerdings von außen abgeschirmt ist – mit gutem Hygienemanagement, umweltfreundlichen Futtermitteln und kurzen Transportwegen, weil regional angesiedelt.
Also muss das Wasser für Indoor-Anlagen erst herangeschafft werden. Bei Aquazuchten auf offener See ist es schon da.
Die Netzhaltung auf dem offenen Meer macht aber auch immer die Tür auf für Nährstoffaustausch. So landen neben dem Kot auch Stoffwechselprodukte über die Kiemen im Wasser. Die Anlagen können dadurch zum Herd für Parasiten werden, etwa die Lachslaus. In den Netzgehegen steigt auch die Gefahr für Ausbrecher, wenn etwa Netze beschädigt werden. Wenn sich dadurch Zuchtformen mit Wildformen kreuzen, gefährdet das den natürlichen Bestand.
Das Risiko gibt es in geschlossenen Kreislaufanlagen nicht. Da kommen auch keine Fischräuber wie Kormorane oder Fischotter zum Zuge. Allerdings sind auch die Kosten gegenüber der Fangfischerei höher. Deshalb rechnet sich eine Kreislaufanlage auch nur für Fische aus einem höherpreisigen Segment.
Und da kommt der Zander ins Spiel?
Genau. Es macht weniger Sinn, etwa den Karpfen zum Zucht-Kandidaten aufzubauen. Er hat leider ein Imageproblem und wird bereits in nachhaltigen Teichwirtschaften in größerem Umfang erzeugt. Der Zander wird als edles Produkt nachgefragt, bei denen Leute höhere Preise akzeptieren.
Zander sind ja Raubfische. Wie groß ist die Gefahr, dass sie sich im Becken gegenseitig auffressen?
Kannibalismus ist in der Tat eine Herausforderung, vor allem bei der Aufzucht der Jungtiere. Damit größere Zander nicht kleinere fressen, muss man sehr früh mit dem Sortieren nach Größe beginnen und sie in unterschiedlichen Becken halten. Denn Zander gehen ungern auf gleichgroße Geschwister. Generell sollten sie gut gefüttert werden, damit sie nicht hungrig sind. Da Zander dämmerungsaktive Räuber sind, spielen in unserer Forschung auch Lichteffekte eine Rolle. Damit lassen sich im Kreislauf unterschiedliche Zonen schaffen. Mit Licht und Temperatur kann man unterschiedliche Jahreszeiten simulieren – und so die Vermehrung beeinflussen. So können die Fische zu festgelegten Zeitpunkten laichen und nicht nur wie üblich im Frühjahr.
Wie essen Sie am liebsten den Zander?
Ganz klassisch. Geschuppt, filetiert und dann auf der Haut gebraten. Das weiße, wohlschmeckende, fett – und grätenarme Fleisch des Zanders ist aber auch mariniert hervorragend. Dazu den Fisch über Nacht in einer Marinade aus Knoblauch, Olivenöl, etwas Zitrone, Salz und Pfeffer einlegen und in den Kühlschrank stellen. Aber auch asiatisch wird es lecker – mit einer Teriyakimarinade. dpa