Unsere Gesellschaft wird glücklicherweise immer weltoffener und toleranter. Sei es gegenüber der LGBTQIA+-Community, unterschiedlicher Ethnien und Kulturen oder anderer Essgewohnheiten. Und auch wenn man immer wieder auf taube Ohren oder beschränkte Horizonte stoßen wird, so geht die Tendenz ganz klar in die richtige Richtung.
,,Heute gibt es aber auch für alles ein passendes Wort!" - So lautete neulich die Schlussfolgerung nach einer Diskussionsrunde über die Essvorlieben in unserem Familien- und Bekanntenkreis. Wer was isst - oder eben nicht- und wenn ja, wieviel und auf welche Art, wird nicht selten zum Hürdenlauf, wenn es heißt, die Familie kommt zum Essen.
Besonders ältere Generationen tun sich schwer mit dem Verständnis der verschiedensten Ernährungsformen und der Frage ,,warum". Zu ihrem Unwissen gesellen sich oftmals Fehlinformationen oder falsche Mutmaßungen, manchmal vielleicht auch das Desinteresse oder die Scham, bei den Betroffenen nachzufragen. Vor allem dann, wenn es über die vegetarische Ernährungsweise hinausgeht, stoßen die meisten an die Grenzen ihres Verständnisses. Aber auch schon ein einfacher Fleisch verzicht kann scheinbar Fragen aufwerfen. Da hilft nur, sich einen Überblick zu verschaffen.
Flexitarier
Als die ,,am wenigsten strenge" Ernährungsform kann man wahrscheinlich die eines Flexitariers bezeichnen. In Frage kommen hier im Prinzip alle Lebensmittel. Allerdings verzichten Flexitarier an mindestens drei Tagen in der Woche auf Fleisch. Wenn sie welches konsumieren, achten sie besonders auf artgerechte Haltung und hohe Qualität.
Vegetarier
,,Ich bin Vegetarier/in" - ,,Ah, dann isst du also Fisch?!" Entgegen dieses weit verbreiteten Irrglaubens verzichten Vegetarier auf jegliches Tierfleisch - inklusive das von Fischen! Pflanzliche Lebensmittel aber auch Milch, Milchprodukte, Eier sowie deren Erzeugnisse stehen weiterhin auf dem Speiseplan. Dem ist allerdings nicht so bei den beiden Unterkategorien Ovo- und Lakto-Vegetarier.
Während für den Ovo-Vegetarier (lat.: ovum, dt.: Ei) der Verzehr von Eiern in Frage kommt, verzichtet dieser vollständig auf Milch und Milchprodukte. Der Lakto-Vegetarier (lat.: lactare, dt.: Milch) hingegen verzichtet auf Eier und Lebensmittel, welche Eier enthalten, während Milch und deren Erzeugnisse weiterhin auf dem Ernährungsplan stehen. Vegetarier, die Milch und Eier konsumieren, kann man dementsprechend auch als ,,Ovo-Lacto-Vegetarier" bezeichnen.
Pescetarier
Hier kommt nun der Fisch ins Spiel. Wie der Name vielleicht schon verrät, isst ein Pescetarier oder Pesco-Vegetarier (lat.: pesce, dt.: Fisch), neben pflanzlichen Lebensmitteln, auch Fisch und andere Meeresfrüchte. Meistens sind Eier, Milch und deren Produkte weiterhin akzeptiert.
Veganer
Vegetarier, die zudem auf alles Tierische verzichten, das heißt, weder Milch noch Eier noch irgendwelche Nebenerzeugnisse davon essen, bezeichnet man als Veganer. In Frage kommen bei der veganen Ernährungsform lediglich pflanzliche Lebensmittel. Auch Produkte, für deren Erzeugnis Tiere ausgebeutet werden, leiden müssen oder ihre natürliche Lebensart in irgendeiner Form gestört ist - etwa Honig, Wolle, Fell, Leder - sind für Veganer tabu.
Frutarier
Deutlich strenger sieht die Ernährung eines Frutariers aus. Er ernährt sich nicht nur ausschließlich von pflanzlichen Lebensmitteln. Diese müssen zudem auf natürlichem Wege ,,vom Baum" gefallen sein. Obst, Gemüse, Nüsse, Samen usw. dürfen also nicht von Hand geerntet, geschweige denn weiterverarbeitet, sondern lediglich vom Boden aufgehoben worden sein.
Rohköstler
Auf ausschließlich pflanzliche Rohkost setzt, wie der Name es schon vermuten lässt, der Rohköstler. Er verzichtet zur Gänze auf gekochte und verarbeitete Lebensmittel (und selbstverständlich auf jegliche tierischen Produkte).
"Pudding-Vegetarier"
Eine eher ungesunde Ernährungsweise pflegen die sogenannten Pudding-Vegetarier". Sie verzichten zwar aus ethischen Gründen auf Fleisch und Fisch, achten aber ansonsten nicht auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Sie greifen meist auf Fertigprodukte, SüBigkeiten sowie Fast Food zurück - vegetarisch, versteht sich!
Welche Ernährungsform nun empfehlenswert und wovon eher abzuraten ist, diese Einschätzung überlasse ich lieber den Experten. Wichtig ist, dass sie ausgewogen und gesund ist. Nathalie Burg