Experten sagen dazu: Getreu ihrem Namen Mischkost sollte die gesunde Kinderernährung vielfältig sein – in allen Belangen. Nur bei Lutschkeksen, Hirseriegeln und Co. gilt eine andere Regel: „Solche Zusatzgaben sind nicht notwendig“, sagt Ulrich Fegeler vom deutschen Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte. „Wird häufig zu früh viel zu viel Süßes angeboten, entwickelt sich daraus das spätere Verhalten.“
Gut gemischt und der Reihe nach
„Der Brei kommt nicht nach dem Stillen, sondern mit ihm“, sagt Prof. Mathilde Kersting von der Forschungsabteilung Kinderernährung der Uni-Kinderklinik Bochum (FKE). „Oft denken die Leute, dass mit dem ersten Brei das Stillen zu Ende ist. Er ist aber eine Bei-Kost, also eine Beifütterung, keine Abstillkost.“
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) gibt eine Reihenfolge zur Orientierung vor: Zu Beginn gibt es den Gemüsebrei mit Fleischzusätzen, dann folgt zusätzlich der Getreide-Milch-Brei, zwischen dem siebten und achten Monat kann das Baby schließlich einen Getreide-Obst-Brei testen. „Diese Reihenfolge entspricht den physiologischen Veränderungen der Kinder“, sagt Kinderarzt Fegeler.
Wann der erste Brei eingeführt wird, ist je nach Kind unterschiedlich. Empfohlen wird er zwischen dem fünften und dem siebten Monat. Dann werden die Kinder zunehmend aufmerksamer. „Wenn das Kind Interesse am Essen der Eltern zeigt, kann man ihm mal einen Löffel mit Gemüsebrei oder einer zerquetschten Kartoffel zum Mund führen. Reagiert es, kann man es versuchen“, sagt Kersting. Fortan stellt sich die Frage: Selberkochen oder Gläschen- und Pulverbrei?
Selbst gekocht ist besser – aber keine Pflicht
„Beim selbst gekochten Brei weiß man, was drin ist“, sagt Fegeler. Auch mit Tiefkühlgemüse zu kochen, ist für den Kinderarzt zur Not in Ordnung. „Aber frisches ist natürlich besser. Und man braucht ja keine großen Mengen. Das kann man ohne Aufwand organisieren.“ Fegeler empfiehlt hier die Anschaffung eines Babykochbuchs. So können Eltern alles über die richtigen Mengenverhältnisse sowie über den Umgang mit Salz und Fett nachlesen.
Kochen die Eltern die Mahlzeiten nicht selber, sind Fertigbreis auch ausreichend. „Man kann auch nur Fertigbreis geben“, sagt Kersting. Wenn es ein Fertigprodukt sein soll, präferiert die Expertin den fertigen Pulver-Milchbrei vor dem Milchbrei aus dem Gläschen. Denn dieser enthält meistens einen Jodzusatz. „Und Jod ist ein wichtiger Nährstoff besonders für die Bildung der Schilddrüsenhormone“, sagt Kersting.
Werden umgekehrt alle Breie selbst gekocht, bekommt das Kind oft nur wenig Jod. Tabletten können hier Abhilfe schaffen. „Oder man versucht eine Kombi aus Selberkochen des Gemüse-Kartoffel-Fleischbreis und Milchbrei in Pulverform.“
Allerdings erreicht man bei der Gläschenkost nicht so leicht eine Geschmacksvielfalt wie beim Selberkochen. „Und je vielfältiger, desto sicherer können die Eltern sein, dass ihr Kind alle benötigten Nährstoffe aufnimmt“, sagt Kersting. Deswegen könnte man schon von Beginn an täglich das Gemüse wechseln. So werden die Kinder neugieriger gegenüber neuen Geschmäckern.
Nach der Milch kommt Wasser – und kein Saft
Salziges und süßes sollte man aber vermeiden, solange das Kind wie ein Baby ernährt wird. Zur Not kann man mit Obst süßen. „Studien zeigen, dass schon im Baby-Alter das spätere Verhalten gebahnt wird. Es gibt quasi ein Gedächtnis für süße Nahrung“, sagt Fegeler. Trotzdem können die Kinder, wenn die Eltern einen Kuchen genießen, etwas davon abhaben. Aber: „Die Menge macht's.“ Oft unterschätzt werden hier die Getränke. „Eltern sollten ihre Kinder erst dann an andere Flüssigkeiten als Milch gewöhnen, wenn drei Breie auf dem Tagesplan stehen“, sagt Kersting. Die Expertin empfiehlt Leitungswasser. Tee aus Teebeuteln kann es mal geben, Saft oder Saftmischungen eher nicht. Das heißt aber auch, dass die Familie nur Wasser trinkt. „Das ist der einfachste Weg, um Kinder daran zu gewöhnen.“
Und wie schaut es mit Waffeln, Lutschkeksen oder Hirsekringeln aus? „Babys brauchen keine Snacks“, sagt Kersting entschieden. Die Snacks sollten – wenn überhaupt – erst dann kommen, wenn man von den Babymahlzeiten auf die drei Hauptmahlzeiten der Kinderernährung übergeht. „Wenn sie sich immer irgendetwas reinschieben, verlieren sie leicht das Gefühl der Sättigung.“ Das gelte auch für Erwachsene.
Ähnlich verhält es sich mit Trinkbreien, Gute-Nacht-Fläschchen und den Quetschies. „In der Regel viel zu süß. Das raffinierte bei solchen Zubereitungen ist, dass oft auf der Verpackung „Ohne Zuckerzusatz“ steht. Aber das heißt, dass ich in der Fabrik keinen Löffel Zucker reingieße“, sagt Fegeler. „Stattdessen nimmt man Fruchtsaft, dampft diesen ein – und kommt so zu enorm hohen Zuckerdichten. Da können sie gleich Haushaltszucker dazugeben.“ dpa