Zierpflanzen nachhaltig einkaufen ist nicht nur gut für die Umwelt
Ein zweites Label ist etwa das niederländische Zeichen Milieu Projekt Siertee, und nur für Geranien gibt es ein ProPlanet-Zeichen. „Die Zeichen setzen allerdings unterschiedliche Schwerpunkte und sind nicht gleichzusetzen mit Bio-Siegeln, wie man sie vielleicht aus anderen Produktgruppen kennt“, betont Gross.
Auch muss man in das Kleingedruckte der Vergabe schauen: „Bei international gehandelten Pflanzen ist das Transfair-Siegel ein guter Wegweiser – wobei fair nicht immer auch bio heißt“, nennt Wessel ein Beispiel. Er rät daher, Siegeln nicht blind zu vertrauen.
Eine vergleichsweise gut bekannte Orientierung für Blumen, Stauden und Ziergehölze aus Bioanbau bieten die Zeichen ökologischer Anbauverbände – zum Beispiel Demeter, Bioland und Naturland. „Mit der Biozertifizierung geht man schon einen guten Weg beim Einkauf“, bewertet Wessel. Biozertifizierte Betriebe müssen die EG-Öko-Verordnung einhalten und werden regelmäßig von einer unabhängigen Stelle kontrolliert.
„Bio dürfen sich solche Zierpflanzen nennen, bei deren Produktion vollständig auf Chemie verzichtet wird“, erklärt Andrea Frankenberg, die bei Bioland in Deutschland für das Projekt Biozierpflanzen zuständig ist. „So gelangen keine schädlichen Stoffe in den Garten oder ins Wohnzimmer.“
Neue Vorschriften
Einige der internationalen Verbände haben in ihren Richtlinien weitere Vorschriften für den Gartenbau festgelegt. Darin regeln sie unter anderem, wie die Pflanzen gedüngt und gepflegt werden sollen. Auf Torf sollte, muss aber nicht unbedingt verzichtet werden. Laut den Richtlinien von Bioland zum Beispiel darf der Torfanteil in Substraten maximal 50 Volumenprozent bei Baumschul-, Stauden- und Zierpflanzenkulturen betragen, bei Erden für Jungpflanzenerden maximal 70 Volumenprozent. Aber nicht nur bei Bioproduzenten, auch bei konventionellen Zierpflanzenanbietern tut sich was in Sachen Nachhaltigkeit. So gründeten beispielsweise Gartenbaubetriebe und Handelsunternehmen aus Deutschland den Verein Nachhaltige Zierpflanzenproduktion. „Wir verzichten auf bienenschädliche und umweltbedenkliche Mittel und setzen stattdessen auf Pflanzenstärkungsmittel und Nützlinge, um Wurzeln und Blätter gegen Schädlinge und Pilzkrankheiten zu schützen“, sagt Vereinsmitglied Norbert Engler. Auch der Einsatz von Schafwolldüngern, die Reduktion von Torf und Einwegtöpfen aus Plastik stehen in den Richtlinien.
Es lohnt sich also für Hobbygärtner, sich auch bei regionalen Gärtnern nach ihren Pflanzbedingungen zu erkundigen. Denn eine nachhaltige Produktionsweise von Zierpflanzen muss nicht durch ein Siegel gekennzeichnet sein. „Kleine Gärtnereien, die ökologisch produzieren, können sich eine Zertifizierung nicht unbedingt leisten“, erklärt Experte Wessel. Er empfiehlt daher, immer gezielt nachzufragen und lokale Betriebe dem Großhandel oder Online-Shop vorzuziehen. So werden regionale Kreisläufe unterstützt. Pflanzentauschbörsen sind ebenfalls eine Möglichkeit, um nachhaltige Pflanzen zu bekommen. Und Wessel betont: „Nachhaltig bedeutet auch: Neues im Handel nur dann zu kaufen, wenn andere Wege ausgeschöpft sind.“ tmn/dpa