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Zum Weltbienentag am 20. Mai

Mehr Natur im Garten – „Je schlampiger, desto besser“

„Löwenzahn, Distel, Klee, ungemähte Wiese – ein gepflegter Garten sieht anders aus. Wo mancher Nachbar die Nase rümpft, kann für Insekten das Paradies liegen. Bienen, Hummeln und Schmetterlinge finden Nahrung. Wo hingegen der Rasenroboter das Gras millimetergenau auf Höhe hält und dicke Blüten gefüllter Dahlien, Rosen, aber auch Tulpen und Narzissen leuchten, bleiben sie hungrig. Zugunsten der Optik haben viele gezüchtete Blumen zurückgebildete oder keine Staubblätter – und damit keine Pollen und keinen Nektar.Wissenschaftler werben zum Weltbienentag am 20. Mai für weniger akkurate Pflege und mehr Unordnung in Gärten und Grünanlagen. „Je schlampiger das aussieht, desto besser ist es für die Insekten“, sagt Andreas Segerer von der Zoologischen Staatssammlung München. „Man kann auf den ersten Blick den Artenreichtum einer Wiese und eines Parks daran schätzen, wie viele unterschiedliche Farben, Formen und Strukturen man sieht.“Die Vereinten Nationen haben den Weltbienentag 2018 ins Leben gerufen, um auf mehr Schutz der Bienen zu drängen. Biotope sollen besser vernetzt, Gewässerrandstreifen an Äckern und Straßen mehr geschützt, der Einsatz von Pestiziden eingeschränkt und der ökologische Anbau ausgebaut werden.Leider sieht man vielerorts weiter „Schottergärten“ und kurz gemähte Rasenflächen. Wenn man in so eine Neubausiedlung hineinschaut, dann ist das nicht nur für Insekten eine Wüste. Dabei muss man nicht gleich Imker werden, um Bienen zu helfen. Vor allem Wildbienen sind bedroht.

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Bedrohte Brummer: Eine von Blütenstaub überzogene Biene bedient sich an dem Nektar einer Rapsblüte. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Anders als Honigbienen, die als „Haustiere“ mit Zuckerwasser über den Winter gebracht und medikamentös gegen Krankheiten geschützt werden, leben Wildbienen allein. Sie sind auf ganz bestimmte Pflanzen angewiesen und leisten gerade hier wichtige Arbeit beim Bestäuben.

Der Tisch ist gedeckt – aber die meisten Pflanzenarten sind an Mangelbedingungen angepasst. Sie gehen ein – und mit ihnen Insekten, die von ihnen lebten, und damit andere Insekten, die auf diese Insekten angewiesen sind. Das gibt verheerende Dominoeffekte. Teils ändern sich mit der Düngung die Inhaltsstoffe der Pflanzen, was einigen Raupen nicht bekommt. Auch Duftstoffe einiger Pflanzen können sich durch Überdüngung wandeln, Schmetterlinge oder andere Insekten erkennen sie dann nicht mehr. Honigbienen verlieren durch Pestizide die Orientierung und finden nicht mehr zu ihrem Volk. Zudem werden sie anfälliger gegen Krankheiten, etwa die Varroa-Milbe.

Düngung, Pestizide – Hauptproblem bleibt Wissenschaftlern zufolge die intensive Landwirtschaft. Teils sind die Städte sogar artenfreundlicher als das Umland. Die Bedingungen sind besser als auf dem Land. Durch Parks, Friedhöfe und Kleingärten gibt es hier oft ein vielfältigeres Nahrungsangebot.

Auch der Klimawandel betrifft die Bienenvölker. Durch die größere Trockenheit haben Pflanzen weniger Nektar. Der direkte Wechsel von Winter auf Sommer ohne Frühjahr führt zudem dazu, dass die Bienenvölker zur Blütezeit nicht ihre volle Stärke haben, da der Nachwuchs erst schlüpft.

Der Schwund der Arten stellt eine noch größere Bedrohung für die Welt als der Klimawandel dar. Bei Artensterben und Überdüngung der Erde befinden wir uns im roten Bereich. Experten zufolge ist ein Massenartensterben im Gange wie zuletzt nach dem Asteroideneinschlag vor 66 Millionen Jahren. Damals seien rund 76 Prozent aller Arten verschwunden. Die Corona-Krise zeige: Kipppunkte können überraschend schnell das ganze System nach unten reißen. Wenn mit dem Artenschwund Ökosysteme zusammenbrechen, drohen gesellschaftliche Konflikte um immer knappere Ressourcen. Die Gefahr steigt. Denn: Die Zerstörung der Lebensräume geht weiter. dpa