Mit Musik hat es wenig zu tun

Hätten Sie's gewusst?

Von Musik muss man keine Ahnung haben, um behaupten zu können, man könne von etwas ein Lied singen. Foto: Shutterstock

Als ich meiner Mutter neulich von der Fruchtfliegenplage in meiner Küche erzählte und davon, dass einfach nichts die Viecher zu vertreiben scheint, meinte sie, völlig verzweifelt: „Ach, da kann ich dir ein Lied von singen!“ Auf Anhieb war mir natürlich klar, dass ihr das Problem keineswegs fremd ist. So wirklich über den Sinn ihrer Aussage – die sicherlich jeder schon einmal verwendet hat, um zu bestätigen, dass er sich mit einem Thema oder einem Problem auskannte – hatte ich bisher allerdings noch nie nachgedacht.Tatsächlich stammt die Redewendung wohl aus dem späten Mittelalter, als das Wort „Lied“ noch eine andere Bedeutung hatte. Damals wurde damit ein Vortrag bezeichnet, der öffentlich referiert wurde. Hintergrundmusik sowie das Reimen der einzelnen Passagen waren dabei freiwillig und absolut kein Muss. Die Vorträge handelten von Themen, über die der Erzähler besonders viel wusste. Erst später bekam der Begriff „Lied“ die Bedeutung des gesungenen Gedichts.Wer also von etwas redensartlich „ein Lied singen kann“, der hat über das entsprechende Thema derart viel Fachwissen, dass er darüber einen Vortrag halten könnte. nb