Gar nicht mehr so fremd

Wie wir durch Sprachen weltoffener werden

Fremdsprachen lernen kann eine ganze Menge Vorteile haben. Fotos: Shutterstock

Über die Vor- und Nachteile des Luxemburger Bildungssystems lässt sich bekanntlich streiten. Aber in einer Hinsicht wird den Schülern und Schülerinnen des Großherzogtums ohne Zweifel ein Privileg zuteil: das Erlernen von gleich drei Fremdsprachen.Und auch wenn dies den Jugendlichen angesichts des lästigen Paukens wahrscheinlich kein Trost ist: verglichen mit dem europäischen Durchschnitt gehören wir zu den Spitzenreitern, was die Sprachgewandtheit angeht. Während der Durchschnittseuropäer etwa zwei Sprachen beherrscht, kommen die meisten Einwohner Luxemburgs auf mindestens vier. Und das hat seine Vorteile.

Ist es Ihnen schon einmal vorgekommen, dass Sie die Rolle des Vermittlers zwischen zwei oder mehreren Nationen übernahmen? Spätestens als ein französischer Austauschstudent eine deutsche Kommilitonin um Rat fragen wollte und sich die Unterhaltung zwischen den beiden als äußerst holprig erwies, sah ich es als meine Aufgabe, ihnen unter die Arme zu greifen. So unbedeutend dieser Moment im Nachhinein auch war, ein wenig stolz ist man darauf schon – so als Verbindungsglied zwischen zwei Nationen.

Natürliche Gegenwehr

Über den Nutzen des Multilingualismus ist man sich in der Schulbank natürlich noch nicht im Klaren. Tränenreich waren auch bei uns zuhause zahllose Abende, an denen unregelmäßige französische Verben geübt werden mussten und noch dramatischer jene, an denen man seinen Eltern zögerlich die Ungenügende vor die Nase legen musste. Die Abneigung gegen die Sprache von Voltaire war geboren – leider.

Damit Schüler Spaß an dem Erlernen einer Sprache haben, bedarf es in erster Linie Lehrern mit Geduld und Verständnis, denn nicht jeder hat eine Affinität dafür. Und gerade im „Lümmelalter“ ist die Gegenwehr oft groß. Spätestens als Erwachsener im Berufsleben kommt dann aber die Erkenntnis: Hätte ich damals im Unterricht nur besser aufgepasst!

Gar nicht mehr so fremd-2
Sprachen bieten uns einen ganz neuen Zugang zu anderen Kulturen.

Einfacher Zugang zu Kulturen

Die gute Nachricht: um eine Sprache zu erlernen, ist es nie zu spät! Ganz im Gegenteil. Denn sie bringen mehr als nur einen zusätzlichen Wortschatz. Sie bieten uns einen ganz neuen Zugang zu den Werten anderer Länder und fördern unser interkulturelles Verständnis. So ist es nicht nur für uns selbst ein Vorteil, uns im Ausland verständigen zu können. Auch Einheimischen fällt es so leichter, sich mit dem Besucher, der ihrer Sprache mächtig ist, zu unterhalten. Ein Phänomen, was auch vielen Luxemburgern bekannt sein dürfte.

Wettbewerbsfähig bleiben

Aber auch als Nicht-Weltenbummler kommt man oft, zumindest in mehrsprachigen Ländern wie dem Großherzogtum, nicht um eine Konfrontation mit den verschiedensten Sprachen herum. Neben dem Französischen haben sich mittlerweile auch Deutsch sowie hauptsächlich die Englische Sprache als Umgangssprachen im alltäglichen Berufsleben etabliert.

Nicht nur in multilingualen Firmen gelten sie heute als Voraussetzung für potenzielle Jobanwärter. Viele Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern aber auch entsprechende Weiterbildungen an. Und diese Chance gilt es zu nutzen.

Selbstbewusstsein stärken

In erster Linie dienen Sprachkurse selbstverständlich dazu, im Alltag barrierefreier kommunizieren zu können. Neben dem Umgang mit Anderssprachigen hat der Aufwand aber noch einen weiteren, wichtigen Mehrwert. Andere zu verstehen und verstanden zu werden bringt nämlich eine gewisse Selbstständigkeit und damit ein erhöhtes Selbstvertrauen mit sich. Mehrsprachige Menschen haben in der Regel weniger Hemmungen, auf Menschen zuzugehen, sind weltoffener und oft toleranter gegenüber Fremden.

Fremdsprachen können faszinieren und uns völlig neue Welten öffnen – wenn wir denn dazu bereit sind, uns ihnen zu nähern. Und wenn sie nur dazu dienen, aus der eigenen Schale auszubrechen, haben sie bereits ihr Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung jedes Einzelnen beigetragen. Für welche Sprache entscheiden Sie sich? Nathalie Burg