Die Krux mit der Nanotechnologie

Neue Errungenschaft bringt viele Vorteile, aber die Bedenken sind hoch

Das Titandioxid E171 kommt bei der Herstellung vieler Kosmetikprodukte, wie etwa Sonnencremes, zum Einsatz. Fotos: Shutterstock

Der Begriff Nano hat unverkennbar den gleichen sprachlichen Ursprung wie der französische Zwerg „nain“. Nano ist ebenfalls der Vorsatz für die Maßeinheit, die ein Milliardstel vom Ganzen ist. Am bekanntesten ist wohl der Nanometer, der immer dann zum Einsatz kommt, wenn die Abmaße von Kleinstteilchen angegeben werden.So überrascht es nicht, wenn die Nanotechnologie auf den Eigenschaften von ebendiesen Zwergteilen, den Nanopartikeln fußt.Das wohl älteste Einsatzgebiet von Nanopartikeln ist die Herstellung von Reifen für die Autoindustrie. Der schwarze Ruß verstärkt die Gummimasse und bewahrt die Reifen vor schneller Abnutzung. Große Hoffnung setzt die Medizin in die Nanotechnologie, die sowohl in der Erkennung als auch in der Behandlung von Krankheiten zum Tragen kommen kann. So haben Schmerzpflaster mit Nanopartikeln ihre Wirksamkeit bei Arthritis sowie neurologischen und muskulären Schmerzen unter Beweis gestellt.Kleidung, Nahrung & Hygiene   

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Seit diesem Jahr ist es auch hierzulande verboten, den Zusatz E171 in Lebensmitteln zu benutzen.

Bei Textilien, die besonderen Ansprüchen gerecht werden sollen, kommen die Nanopartikel zum Einsatz. Sind Kleider mit wasserabweisenden Oberflächen ausgestattet, sind wahrscheinlich Nanopartikel im Einsatz, ebenso bei antibakteriellen Beschichtungen von Haushaltsgegenständen des täglichen Gebrauchs.

Große Gebiete, in denen Nanopartikel eingesetzt werden, sind die Lebensmittelindustrie sowie Hygieneartikeln. Hier hat in jüngster Zeit das Material mit dem Kürzel E171 für Aufsehen gesorgt. Dabei handelt es sich um Titandioxid, das unter anderem in Süßwaren, Kaugummi, Backwaren, Suppen oder Fertiggerichten Anwendung findet. Auch in Mozzarella ist es drin, um ihn aufzuhellen. Ebenso z.B. in Schmerzmitteln wie Ibuprofen-Tabletten und Kosmetika wie Sonnencremes. Es gibt quasi keine Zahnpasta, in der das Titaniumdioxid nicht verwendet wird, dort heißt es allerdings CI77891.

Nach der Beschreibung der European Food Safety Authority besteht seine technologische Funktion darin, Lebensmittel visuell ansprechender zu machen, ansonsten farblosen Lebensmitteln Farbe zu verleihen oder ihnen ihr ursprüngliches Erscheinungsbild zurückzugeben.

Zweifel über Schädlichkeit

Nun hat jedoch bereits 2019 die McGill Universität in Montreal (Kanada) darauf hingewiesen, dass Nanopartikel von Ruß Gehirntumore verursachen können. Auch wenn es nicht als Krankheit gilt, so wurden dennoch ebenfalls Auswirkungen auf die Intelligenz oder die psychische Gesundheit nachgewiesen. In der Zeitschrift „Science et environnement“ wird berichtet, dass Nanopartikel bei empfindlichen Personen Asthmakrisen hervorrufen können. Als weiterer Risikofaktor wird angegeben, dass die Kleinstteilchen als Aufhänger für Viren oder Krankheitskeime wirken können. Deshalb hat Frankreich 2020 die Verwendung von Titandioxid in Lebensmitteln verboten.

Nach einem entsprechenden Vorstoß der EU hat auch das Luxemburgische Verbraucherministerium am 14. Januar dieses Jahres eine Verordnung veröffentlicht, die es verbietet, den Zusatz E171 in Lebensmitteln zu benutzen. Das Verbot ist am 6. Februar in Kraft getreten und sieht eine sechsmonatige Übergangsphase vor.

Unklar sind derzeit noch die unterschiedlichen Auswirkungen auf die Umwelt. Untersuchungen der Universität Utrecht (Niederlande) haben allerdings gezeigt, dass die Nanopartikel sich bereits weltweit verbreitet haben. So konnten sie im Schnee in den Alpen und auch in Grönland nachgewiesen werden. Denise Mitrano, Assistenzprofessorin für Umweltchemie an der ETH Zürich, umschreibt es ohne Umschweife: „Es ist wie bei Plastik. Wenn es einmal in der Umwelt ist, bleibt es auch drin.“ Frank Weyrich