«Entdecken Sie die 125 Projekte der OAI-Präsentation „Baue mat Holz“ auf www.oai.lu!.
So fand bereits am 7. und 8. April 2022 eine gemeinsame Präsenz beim Forum Bois Construction im Centre Prouvé in Nancy statt. Der OAI präsentierte dort unter anderem einen Stand mit herausragenden Holzbauprojekten in Luxemburg, neben weiteren öffentlichen und privaten Akteuren.
Die Präsentationen im Umfeld des Messestandes fanden begleitend zu der Rede von Minister Claude Turmes statt, der die luxemburgische Strategie des nachhaltigen, biobasierten Bauens in der Großregion erörterte. Die Vorstellung innovativer Projekte im Sektor Holzbau, begleitet durch das Wood Cluster von Luxinnovation, waren ebenso Thema wie die weitere Zielrichtung zur Förderung des ökologischen Bauens.
Der OAI präsentierte im Rahmen seiner Initiative Baue mat Holz 125 Projekte in Holzbauweise, die auf innovative Weise durch luxemburgische Planungsbüros entwickelt und umgesetzt wurden. Der Fokus der fortlaufenden Präsentation war die Darstellung der Vielfalt in der Planung und der Anwendung biobasierter Materialien in der Konstruktion, im Dachausbau und der Fassade. Diese Präsentation ist verfügbar in der Mediathek der Webseite www.oai.lu.
Das nachfolgende Interview stellt in allgemeinen Fragen an den Minister für Energie und Minister für Landesplanung, Herrn Claude Turmes, heraus, wie das biobasierte Bauen, allen voran der Holzbau, in Luxemburg weiterhin gestärkt werden können.
Das Interview führte Ralf Köhler, Leiter des Wood Clusters bei Luxinnovation.
Der 2019 beschlossene Green Deal der Europäischen Kommission verfolgt das Ziel die Netto-Emissionen von Treibhausgasen bis zum Jahr 2050 auf null zu reduzieren und auch Luxemburg strebt eine Klimaneutralität an, was unter anderem auf eine Transformation des konventionellen Bausektors abzielt.
Wie sieht die generelle politische Zielrichtung aus, um sowohl das biobasierte Bauen als auch die spezialisierten Anforderungen im Holzbau durch nationale Initiativen zu beschleunigen?
Es ist wichtig zu verstehen, dass der Umweltimpakt vom Bausektor nicht nur vom Heizen, Kühlen oder Beleuchten von Wohnungen und Büros kommt. Bei modernen, energieeffizienten Gebäuden spielt auch die graue Energie, also die Energie, welche verwendet wurde, um Baumaterialen wie Zement, Stahl und Glas herzustellen eine immer größere Rolle, vor allem wenn man den ganzen Nutzungszyklus eines Gebäudes vomBau bis zum Umbau oder Abriss betrachtet.
Biobasierte Materialien wie Holz, Stroh, Gras, Wolle (letztere für Dämmmaterialien) oder auch Recyclingstahl oder Recyclingzement haben gegenüber klassischen Baumaterialien, welche aus fossilen Rohstoffen hergestellt werden, wie Styropor, bei deren Herstellung viel fossile Energie verbraucht wird, den Vorteil, dass CO2 bei der Produktion gespeichert wurde.
Wie viele andere Länder auch will Luxemburg daher verstärkt auf biobasierte Baustoffe setzen, um den Klimaimpakt des Bausektors zu reduzieren. Nachwachsende Bäume sind jedoch auf lange Sicht eine Kohlenstoffsenke und solche Senken sind unumgänglich, wenn wir unserer Klimaziele erreichen wollen.
Eine Mehrzahl von Planungsbüros und Baupromotoren sieht die Wende im Bausektor positiv und bringt eine Ökologisierung des Bauens in Verbindung mit der nachhaltigen Entwicklung und aktiven Maßnahmen gegen den Klimawandel.
Gibt es ein politisch angestrebtes Ziel, den Holzbau stärker zu fördern?
Der Einsatz von biobasierten Baustoffen, inklusive Holz, soll aus den bereits vorgenannten Gründen gefördert werden. Öffentliche Bauträger wie die Société Nationale des Habitations à Bon Marché oder der Fonds du Logement übernehmen jetzt schon eine Vorreiterrolle; im neuen Quartier „Elmen“ werden so von der SNHBM in den nächsten Jahren rund 400 Holzhäuser gebaut.
Aber auch Gemeinden sind sehr aktiv und errichten Schulen und andere Funktionalgebäude aus Holz, im Idealfall aus den eigenen Wäldern. Labels wie „Holz von hier“ garantieren kurze Lieferketten und innovative kommunale Projekte werden oft vom Fonds Klima-Energie kofinanziert. Der Staat unterstützt aber auch den Einsatz von biobasierten Baustoffen im privaten Wohnungsbau, z.B. durch das Förderprogramm Klimabonus.
Biobasierte Baustoffe sind aber auch volkswirtschafltich interessant denn zusätzlich zum Klimaschutz können im Holzbau regionale Wertschöpfungsketten ausgebaut werden. In Frankreich wurde beim Forum Bois Construction im Frühjahr in Nancy ein Pakt „matériaux biosourcés“ der Region Grand Est vorgestellt, mit welchem öffentliche und private Akteure sich konkrete Ziele zum Einsatz von natürlichen Materialien geben. Ein solches Instrument wäre auch für Luxemburg interessant, um quantitative Ziele im nachhaltigen Bauen zu definieren.
Der luxemburgische Planungs- und Bausektor findet derzeit ein begrenztes Angebot an Baumaterialien aus regionalen Quellen (z.B. Bauholz, ökologische Dämmstoffe) vor, obwohl die Nachfrage für den Bezug von biobasierten Materialien steigt.
Welche Maßnahmen plant die öffentliche Hand, um die Erreichbarkeit und Attraktivität von ökologischen Produkten zu erhöhen?
Der Produktion von biobasierten Materialen sind wie oben erwähnt im wahrsten Sinne des Wortes „natürliche“ Grenzen gesetzt. Luxemburg hat einen sehr dynamischen Wohnungsmarkt, aber eine begrenzte Waldfläche. Das Angebot von natürlichen und nachhaltig gewonnenen Baumaterialien kann also nicht unbegrenzt gesteigert werden. Deshalb ist die Großregion so wichtig für uns. Als Minister für Landesplanung bin ich zuständig für Interreg, ein Programm, welches die grenzüberschreitende Kooperation unterstützt. Neben der finanziellen Unterstützung für den Einsatz von Materialien kann die öffentliche Hand helfen, die Wertschöpfungsketten zu stärken, und das auch über die Grenzen hinaus, wo bspw. in den Ardennen oder in der Eifel mehr Holzreserven vorliegen.
Wichtig für die Attraktivität sind auch die Sensibilisierung und Information, z.B. über den „Leitfaden für nachhaltiges Bauen und Renovieren“, der momentan zusammen mit dem CRTI-B neu aufgelegt wird. Aber auch Gemeinden spielen hier eine wichtige Rolle, wie bspw. die Gemeinde Wiltz, welche einen Bauproduktkatalog für ihre Bürger im Neubaugebiet „Op Heidert“ erarbeitet hat. Generell ist der kommunale Klimapakt der Klima-Agence ein wichtiges Instrument, um Gemeinden und somit auch die Bürger zu informieren und zu beraten.
Der budgetäre Rahmen spielt bei der Auswahl von Baumaterialien eine wichtige Rolle. Oftmals und in aktuellen Umfragen des OAI mit 85% positiv beantworteten Fragen müssen konventionelle Materialien ökologischen Baustoffen aus finanziellen Aspekten vorgezogen werden.
Welche Strategien sind notwendig, um der Verteuerung des ökologischen Bauens entgegenzutreten?
Das Problem ist nicht die Verteuerung des ökologischen Bauens, sondern die bisher nicht berücksichtigten Klima- und Gesundheitskosten beim Bauen mit konventionellen Materialen. Diese Marktverzerrungen können zum Teil mit Subsidien korrigiert werden, richtiger wäre es allerdings, dass die Umweltschäden korrekt bepreist werden, bspw. durch eine CO2-Besteuerung. Das wird im Bausektor jetzt auf europäischer Ebene kommen, da stärkere ökonomische Anreize zur Emissionsreduktion durch die Integration von Gebäuden in das EU-Emissionshandelssystem (ETS) geschaffen werden. Aber auch progressiv denkende private und öffentliche Bauträger in Luxemburg sind interessiert, an solchen Instrumenten außerhalb des ETS mitzuwirken und unser Finanzplatz könnte hier eine wichtige Rolle spielen.
Die Wertschöpfungsketten für Baustoffe aus Holz und biobasierte Materialien gestalten sich oft interregional. Eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit und kurze Wege sind aus Gründen des Klimaschutzes sehr wichtig.
Wie sehen Sie die „europäischen Bemühungen“ Luxemburgs, den Holzbau in der Großregion weiter zu fördern?
Der Einsatz von biobasierten Materialien bietet große Chancen für die lokale und regionale Wertschöpfung; von der Waldbewirtschaftung über die holzbearbeitende Industrie bis hin zu Schreinern und Baufirmen.
Dem Wood Cluster und Luxinnovation kommen hier eine besondere Bedeutung zu, auch über die Grenzen hinaus Wirtschaftskontakte aufzubauen. Dies ist vor allem wichtig, da nicht alle Glieder der Wertschöpungskette sich im kleinen Luxemburg befinden. Luxemburg kann aber auch von den Kompetenzen der Firmen aus der Grossregion im Holzbau profitieren oder bei der Forschung und Entwicklung, Zusammenarbeiten in der Grossregion anregen. Beim Holzbau spielen die Vorfertigung und Digitalisierung eine große Rolle.
Solche grenzüberschreitenden Projekte können mit Hilfe von europäischen Fördermitteln wie bspw. dem Interreg Programm finanziert werden. Ein gutes Beispiel ist hier das ausgelaufene Interreg-Vorhaben „Greater Green“, der Umweltcluster der Großregion, in welchem der Holzbau schon als Thema aufgegriffen wurde. In der neuen Förderperiode 2021-2027 werden wir noch stärker den Bausektor und im Besonderen den Holzbau fokussieren. OAI
NB: eine Vollversion dieses Interviews ist in der „Médiathèque“ der Webseite www.oai.lu zu finden.
Die vorgestellten Projekte sind aus der Präsentation «Baue mat Holz, verfügbar in der Mediathek der Webseite www.oai.lu, entnommen