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„Unter“ der Nachbarschaft 

Die unterirdische Stadt von Derinkuyu

Das Tunnelsystem bot genügend Platz für bis zu 20 000 Einwohner.

Stellen Sie sich vor, Sie wollen Ihr Zuhause renovieren und stellen fest: eine Wand Ihres Hauses klingt beim Dagegenklopfen hohl. Was würden Sie tun?So, oder so ähnlich erging es im Jahre 1963 einem Mann in der türkischen Provinz Nevsehir, inmitten der Kappadokien. Er staunte nicht schlecht, als er feststellte, dass sich hinter seiner Hauswand eine Höhle befand. Eine Höhle, die, wie sich herausstellte, zu einem alten unterirdischen Tunnelsystem führte – 18 Stockwerke tief.Mehr als nur ausharren unter der Erde    

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Massive, undurchdringliche Steinräder versperrten Eindringlingen den Weg in die unterirdische Stadt. Fotos: Shutterstock

Wie groß die unterirdische Anlage tatsächlich ist, darüber lässt sich nur spekulieren. Bis dato wurde bereits eine Fläche von etwa 2 500 km2 , über acht Stockwerke, freigelegt. Archäologen vermuten dass dies etwa einem Viertel des gesamten Komplexes entspricht.

Derinkuyu (türkisch für „tiefer Schacht“) nannte man das massive Tunnelsystem, das zwischen dem siebten und achten Jahrhundert v. Chr. erbaut worden sein soll. Es entwickelte sich über Jahrhunderte weiter und so entstand nach und nach eine komplette unterirdische Stadt, die, Schätzungen zufolge, etwa 20 000 Einwohner beherbergen konnte. Sie soll hauptsächlich während Belagerungen als Schutz vor Eindringlingen gedient haben. Sie ist mit mehreren Tausend Lüftungsschächten sowie Wasserleitungen ausgestattet, um ihre Bewohner auf längere Zeit mit Frischluft und Trinkwasser zu versorgen. Wie in einer überirdischen Stadt gab es auch in Derinkuyu die verschiedensten „Gebäude“. So gab es riesige Räume für Schlafunterkünfte, Kirchen, Ställe, Lagerräume und sogar eine Weinkellerei. Im Laufe der Jahre wurden immer wieder Eingänge zu der unterirdischen Stadt gefunden – in Häusern, auf Höfen usw. Heute sind es insgesamt etwa 600 an der Zahl. Diese waren oft hinter riesigen Steinrädern, die als zweite Wand dienten, verborgen.

Fast wie im achten Jahrhundert v. Chr.

Bereits im Jahre 1965 wurde Derinkuyu für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Heute sind die Gänge ein echter Touristenmagnet und bei einer Kappadokien-Reise ein absolutes Muss – vorausgesetzt man leidet nicht unter Klaustrophobie und hat keine Knieprobleme. Ein Besuch in der Hochsaison führt einem dann auch original vor Augen, wie sich die Menschen damals gefühlt haben müssen, mit unzähligen Anderen auf engstem Raum zu leben. Trotz des Andrangs sollte man sich dieses Erlebnis keineswegs entgehen lassen.

Wem das Ganze dann doch zu erdrückend ist, dem hat Kappadokien noch unzählige weitere Skurrilitäten zu bieten. So etwa die Höhlenkirchen im Nationalpark Göreme, die bekannten Feenkamine, die in Stein gehauenen Festungsberge Uchisar und Ortahisar und vieles mehr. Nathalie Burg